Das TRABI Diskussionsforum ARCHIV


Suche:
Seite: 1 2 Nächste Seite »
Autor Thema: Hilfe bzw. 1.Hilfe
Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Ich habe heute etwas erlebt, was mich nachdenklich macht.

Ich hatte heute einen Schreck am Abend, als ich nach Hause fuhr. Habe in Aue schon weit vor dem Bahnübergang an der B169 gesehen, das da was nicht stimmen kann, denn der Verkehr staute sich in beiden Richtungen.
Näher dran konnte ich es dann genauer sehen: Ein kleines Auto (vermutlich ein Mini) stand direkt AUF dem Gleisen seitlich neben der Straße und es stieg eine Frau aus und winkte. Angehalten hat niemand!
Dabei war doch eindeutig ersichtlich, das sie Hilfe braucht. Ich bin in die Einfahrt zum Stadion nebenan gefahren und zum Glück tat das ein auch weiterer Fahrer. Habe dann sofort das Handy genommen, gleichzeitig gefragt ob jemand verletzt ist und die 110 angerufen. Noch während dem telefonieren haben wir versucht, das Auto rauszuschieben, aber ein Rad drehte durch, weil es frei in der Luft hing. Ich habe der Polizei gemeldet, das ein Auto direkt auf den Gleisen steht und akute Gefahr droht. Sie wollten sofort Meldung an die Bundespolizei machen und ein Fahrzeug mit Blaulicht schicken. Die Fahrerin war mittlerweile zu Fuß in eine Werkstatt nebenan gelaufen und holte dort weitere Hilfe. In dieser Zeit fuhren unzählige andere Auto´s einfach so vorbei....
Nach ungefähr 5 Minuten und mit Unterstützung von 2 Schlossern aus der Werkstatt hatten wir das Auto dann von den Gleisen. PUH! Das stand wirklich mittig drauf und wenn die Erzgebirgsbahn gekommen wäre - nicht auszudenken. Ich habe dann wieder die 110 gewählt und Entwarnung gegeben. Aber das Adrenalin wirkte noch bis nach Hause nach.
Die Fahrerin wollte nach eigener Aussage nach dem Bahnübergang nach links zur Werkstatt abbiegen, tat es aber AUF dem Bahnübergang. Warum, wird wohl nie geklärt werden.
(Falls der Text eigenartig formatiert sein sollte, liegt es daran, das ich ihn aus einer Mail kopiert habe, die ich eben schrieb)

Natürlich weiß ich, das 1.Hilfe vorgeschrieben ist und außerdem jeder erkennen musste, das hier akute Gefahr besteht. Warum haben sich hier nicht mehr Helfer gefunden? Einfach mal die Warnblinke einschalten, den Stau kurzfristig größer werden lassen und mal mit schieben? Wenn nun ein Kleinkind im Auto auf den Gleisen gesessen hätte?

Ich bin ziemlich enttäuscht. Wo sind wir nur hingeraten?

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Das scheint inzw. leider eher die Normalität als die Ausnahme zu sein...
Bei dem berüchtigten (und womöglich gefakten) Unfall an irgendeiner einsamen Stelle kann man es evtl. irgendwo noch nachvollziehen, daß sich eine Einzelperson (erst recht eine Frau) dort nicht anzuhalten traut - was natürlich nicht von der Pflicht entbindet, sich zumindest telefonisch um anderweitige Hilfe zu kümmern.
Im von Dir geschilderten Fall wiederum war diese Art Gefahr nicht gegeben - wohl aber eindeutig Gefahr im Verzug.
Oft scheint es aber auch so zu sein, daß - sobald auch nur einer angehalten hat - alle anderen der meinung sind: da brauch ich nicht mehr helfen, ist ja einer da...
Selber hatte ich bisher das große Glück, in all den Jahren als Kraftfahrer noch nie in die Situation zu kommen, als einer der Ersten zu einem Unfall zu kommen. (und ich muß zugeben, daß von dem mit 15 gemachten DRK-Lehrgang auch nicht mehr allzu viel hängengeblieben ist - da müßte man wohl dringend mal ´ne Auffrischung in Angriff nehmen...)
Doch halt: 2 Fälle hatte ich doch schon: einmal fand ich (als Jungspund mit der Simme unterwegs) einen (ortsbekannten) Besoffenen am Fahrbahnrand liegend - den hab ich zum Ausnüchtern auf die angrenzende Wiese gezerrt.
Und dann dieses Frühjahr den gestürzten, scheinbar leblosen Radfahrer, welcher sich ebenfalls als deutlich angeschickert herausstellte. Also einfach liegen lassen war/ist schonmal nicht...
Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Wenn da ein Kleinkind im Auto gewesen wäre, hätte die Fahrerin (meistens ist's die Mutter) das vor allen anderen Maßnahmen da 'rausholen müssen. Das nur am Rande...

Der Rest...nunja...das Phänomen ist so neu nicht. Daß die meisten lieber weiterfahren, ist ein altes , sehr altes Problem.
Die Gründe gehen von der Angst vor einem gefakten Un- mit anschließendem Überfall über die Panik vor ansteckenden Krankheiten bis hin zu der Aussage, man wolle/könne sich ja die Klamotten nicht mit sowas einsauen.

Dein Fall hier wäre ja rein technische Hilfe gewesen.

Aber was medizinische Erste Hilfe betrifft muß ich sagen, daß es eine denkbar ungünstige Lösung ist, den diesbezüglichen Kursus nur während der Fahrschule zu machen und dann nie wieder 'was davon zu hören.

Um ehrlich zu sein: ich glaube, ich wüßte nichts mehr. Man sollte man zum Wiederholungslehrgang gehen...

Toni

Beiträge: 5.932
Registriert am: 23.10.2005


So ists nunmal in Deutschland...
Als mir letztes Jahr im November - abends im Nebel - ein LKW nen Spiegel abgefahren hat am Bus und ich mit Warnblinke auf der nicht breiten Straße stand, fuhren einige ohne zu bremsen vorbei - bremsten dann allerdings, als die Spiegelreste durch die Radkästen knallten.
Als dann aber Blaulicht da war, bremsten alle - man könnte ja was verpassen

Einmal war ich zweiter und musste der Frau die zuerst da war verklickern, dass da nichtsmehr zu machen ist
Auto frontal gegen Baum - als ich anhielt (mit Bus voll Schüler!) stand das Auto schon weitestgehend in Flammen.

Muss ich nicht nochmal haben sowas...

Achso: Selbst meine Berufsgruppe macht den Lehrgang pflichtmäßig nur zum Führerschein - 8 Doppelstunden. Dann ists gesetzlich nicht nochmal vorgeschrieben - nur alle 5 Jahre FS verlängern, weil das Geld in die STaatskasse bringt

[Bearbeitet von Toni (02-12-2013 - 21:21)]

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Naja, also die Gefahr eines Überfalls war da nicht gegeben. Viel zu viele Auto´s mit Leuten drin, die ständig vorbei fuhren (und bestimmt glotzten!)

Eher die Gefahr von extremen Folgeschäden. Lokführer und sämtliche Insassen des Zuges. Außerdem hätten sich bestimmt die Teile des kleinen PKW ringsum irgendwo verteilt...

Sicher fragt ihr euch, wieso ich nicht genau sagen kann, ob das wirklich ein Mini war. Aber in diesen paar Minuten geht alles wirklich sowas von schnell und man ist voller Adrenalin. Mir kommt es jetzt noch irgendwie unwirklich vor...

@Toni - sowas will ich nicht wirklich erleben müssen.

trabifreak78

Beiträge: 819
Registriert am: 07.01.2008


Ich habe selbst merken dürfen wie "hilfsbereit" die lieben Mitmenschen sind als der Sprinter mich auf MEINER Spur seitlich touchierte.
Nicht ein einziger hat gehalten und wenigstens gefragt ob alles OK ist bzw seine Zeugenaussage getätigt.

Ich hätte ebenso gehandelt wie Du Beppo...

JL

Beiträge: 1.783
Registriert am: 17.05.2001


Bei uns in der Firma müssen alle Ersthelfer alle 2 Jahre zur Ersthelfernachschulung, das schreibt die Berufsgenossenschaft vor.

Entsetzt bin ich allerdings, das berufliche Busfahrer das nicht machen müssen!

Dachzelt_Ulli

Beiträge: 1.204
Registriert am: 28.02.2002


Bei uns ist auch alle 2 Jahre Nachschulung, Teilnahme Pflicht. Ich finde das ok, gerade weil man sich privat eben doch nicht regelmäßig darum kümmern würde.
Und ich musste diese Kenntnisse auch schon real anwenden, das kommt dann bei solch einem Thema automatisch wieder hoch (als Bild im Kopf). Das schönste Gefühl in der ganzen Geschichte war, als "wie aus dem Nichts" auf einmal jemand neben mir stand und sagte: "Ich bin Ärztin, ich übernehme jetzt. Danke."
Marlene

Beiträge: 1.083
Registriert am: 17.01.2007


Ich habe bisher versucht, in solchen Situationen alles richtig zu machen. OK, so oft hat man das ja auch nicht. Einmal lag ein Sprinter wg. Glatteis auf dem Dach - die Insassen waren ausgestiegen und teilten auf Frage mit, keine Hilfe zu benötigen. Einmal war auf der BAB ein Auto von der Verzögerungsspur abgekommen und die offenbar etwas betagten Insassen liefen da rum - habe ich so spät gesehen, daß anhalten nicht sinnvoll war und es sah auch nicht *richtig* gefährlich aus - nur die 110 verständigt. Einmal war eine Frau mit ihrem PKW auf der Kreuzung stehengeblieben, die habe ich mit dem 1,1er von der Kreuzung geschleppt und mußte mich noch anhupen lassen von so nem Depp. An sich sind, glaube ich, die meisten Leute hilfsbereit, nur schalten sie nicht so schnell in diesen ja nicht alltäglichen Situationen. Neulich auf der Bundesstraße, Frontalcrash, aber soweit ich sah, niemand schwer verletzt, sondern das übliche "Geschockt-um-das-geschrottete-heilige-Blechle-Herumgelaufe-und-die-Schuld-beim-anderen-Gesuche". Obwohl genügend Platz war, um beiderseits an den Wracks vorsichtig vorbeizufahren, standen Schlangen von PKW wie paralysiert mit Warnblinke rum. Da bin ich einfach aus der Schlange raus und weitergefahren, denn: Was soll ich da? Ich behindere doch nur den Verkehr und die Bergung.

In diesem Sinne: Allzeit unfallfreie Fahrt! Und vielleicht macht man ja doch mal nen Erste-Hilfe-Kurs, das kann nicht schaden.

Gruß,
Marlene

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Ich habe die Sache heute nachmittag - auf Arbeit im Büro und deutlich vernehmbar - auf meine eigene Weise verarbeitet:

Steht ein Mini auf den Gleisen
muß man ihn von dort verweisen,
denn eine Lok, die ist aus Eisen
und würde ihn in Stücke reißen.

framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Mensch Beppo,du bist ja ein richtiger Poet .
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Das hat er schon desöfteren bewiesen...

Die Ersthelfer in unserer Bude müssen natürlich auch alle 2 Jahre nachschulen.
Für mich wäre so ein Posten wiederum nix - weder sehe ich gerne fremde (eigene schon gar nicht) Wunden oder Blutlachen, noch halte ich mich ggf. für `cool´ genug, um unter dem Stress eines (Betriebs-)Unfallereignisses die richtigen (ggf. lebensrettenden/-entscheidenden) Maßnahmen abrufen und einleiten zu können. Schon gar nicht, wenn (wie oft zu beobachten) ein Haufen gaffendes `Publikum´ drum herumsteht.

Christian K

Beiträge: 3.150
Registriert am: 27.04.2004


Manchmal denke ich, es wäre nicht verkehrt, eine regelmäßige Pflichtteilnahme von 1.-Hilfekursen für alle Führerscheininhaber einzuführen. Eine einmalige Teilnahme beim FS-Erwerb vor 20 Jahren reicht einfach nicht.
Verdient der Staat eigentlich an den durch Rot-Kreuz oder ASB etc. durchgeführten 1. Hilfekursen in Form von Mehrwertsteuer mit? Wenn ja, dann ist es ja achon ein Wunder, dass eine regelmäßige Wiederholung noch keine Pflicht ist.

[Bearbeitet von Christian K (04-12-2013 - 22:13)]

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Eigentlich verdient Vater Staat bei ALLEN offiziell in Rechnung gestellten Sachen mit...
Bei pflichtmäßiger Auffrischung alle 5-10 Jahre würde ich mitgehen.
(bei "20 Jahre her" wiederum - längst - nicht mehr, notgedrungen/naturgemäß... )
601 Uncrowned

Beiträge: 4.632
Registriert am: 23.12.2003


Stand ein Mini auf den Gleisen,
musste mit der Lok verreisen.
Den Lokführer schickte man schon
am nächsten Tag zur Supervision.
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Zum Glück "nur ein Mini"...
Weil:
"Würd´ ein Trabi solche Sachen machten, hörte man die Pappe krachen"
Und DAS woll´n wir ja nun schon gar nicht, oder?
framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Ungeahnte Talente schlummern ja hier im Forum .
Frankenstein

Beiträge: 2.378
Registriert am: 18.06.2002


das mit dem mini und dem bahnübergang klingt bzw klang echt übel. ist schon schlimm, wenn leute es sehen und weiter fahren. damals, als ich selber noch fahren konnte, war ich halb nachts unterwegs nach hause. es war stockdunkel und man sah von weitem auf der gegenspur ein auto mit warnblinker und einem komisch aussehendem scheinweifer am straßenrand stehen. man konnte nichts erkennen. zudem hats geregnet. also hab ich angehalten und bin zum auto. daraufhin rief wohl der fahrer mir auf halben weg zu, dass alles in ordnng sei und es "nur" ein wildunfall war. er bedankte sich jedenfalls bei mir und sagte, ich wäre der einzigste gewesen, der angehalten und gefragt hat. der dürfte da schon etwas länger gestanden haben. da bereits hilfe unterwegs war. trotzdem ist es traurig, dass niemand angehalten hat. dabei spielt es keine rolle ob es nur ein wildunfall war, oder nicht. es hätte auch etwas anderes sein können, da man im dunkeln, selbst mit scheinwerfer nicht sehen konnte, was passiert war. jeder denkt wohl leider nur noch an sich.

dgutschner

Beiträge: 395
Registriert am: 06.05.2005


Das ja mal ein wunderbares Thema für mich.

Ich könnte hunderte Beispiele aufzählen.
Das ist einfach in meinem Augen die heutige Ellenbogengesellschaft.

Solange ich nicht betroffen bin, muss ich auch nichts machen!
Es gibt immer Situationen wo man auch falsch Handeln kann. Es gibt gerade in Sachsen und Brandenburg einige "Ausländische" Mitbürger, die einen Unfall simulieren in der Hoffnung, dass jemand stehen bleibt und helfen möchte. Diese Situation wird ausgenutzt um das Auto des Helfenden zu klauen.
Aber das entpflichtet niemanden wenigstens die Polizei anzurufen. Das ist Pflicht!

Aber es macht kaum einer...warum...weil es nicht bestraft wird.

Und wenn dann wird man oft noch komisch angemacht. Dieses Jahr war ein älterer Mann in Ottendorf-Okrilla auf dem Teilemarkt umgefallen.
Ich habe es nur aus dem Augenwinkel gesehen.
Als ich da war, reanimierte eine "angebliche Krankenschwester". Als ich Ihr sagte, dass ich Rettungsassistent bin und weitermache und Sie sich um die Atmung des Patienten kümmern sollte, ging Sie einfach weg. Nun stand ich alleine da. Der alte Mann der stribt und gefühlte tausend Mann standen drum herum. Ich machte mein Schema durch und irgendwann kam ein junger Kerl (vermutlich 17) an und frage ob er helfen kann. Er tat dies nur, da er gerade einen Erste Hilfe Kurs fürn Führerschein gemacht hatte und bei der FFw ist. Zwischendurch sind auch Menschen vorbei gekommen, aber lediglich um Ihre unqualifizierten Kommentare abzugeben.
Sowas ist genauso typisch.

Viel schlimmer finde ich es allerdings, wenn ich mit dem Rettungswagen unterwegs bin und die Leute keinen Platz machen oder einfach an der Ampel stehen bleiben.Ich weiß, dass man zu DDR Zeiten gelernt hat, rechts ranfahren und stehen zu bleiben, dass ist aber schon seit 23 Jahren nicht mehr so der fall.

Großer Unfallschwerpunkt ist auch die Autobahn geworden. Das moderne auf die linke Seite wechseln, wenn jemand auf dem Beschleunigungsstreifen ist, kann all zu oft tödlich enden.Das haben sich viele PKW Fahrer bei den LKWs abgeguckt, da diese es als Rücksicht auf den herauffahrenden LKW machen. Viele PKW Fahrer fahren einfach nach links und haben evtl den mit 250km/h heranrauschenden PKW nicht beachtet. Krach schon ist der Unfall passiert. Was dann oft Leben kostet ist die Rettungsgasse. Leider haben hier bestimmt 85% der Fahrer nicht in der Fahrschule aufgepasst.

Hier noch ein kleines Video wie es gehen könnte:

http://www.youtube.com/watch?v=YQKI4gk42Jo

joker317

Beiträge: 131
Registriert am: 29.04.2007


Anmerkung am Rande:
Das "moderne auf die linke Seite wechseln" lernt man schon seit längerem in jeder Fahrschule. Zumindest solange wie es gefahrenfrei möglich ist, abgeguckt hat sich das sicher keiner irgendwo.
Der Link mit dem Vergleich zwischen Deutschlands und Österreichs Rettungsgassen ist nett, hapert aber daran, dass es in Deutschland verboten ist, auf den Standstreifen zu fahren. Deshalb wird es ein solches Bild auch in Deutschland nicht geben

MfG joker317

Toni

Beiträge: 5.932
Registriert am: 23.10.2005


Ich grabe das Thema mal wieder aus, dam ich das heute früh wieder sehen "durfte", dass kein Schwein mehr anderen hilft.

Hier mein Text, den ich soeben an die Thüringer Allgemeine geschickt habe. Da stand ja schon gelegentlich was von mir drin...

"Jeder ist sich selbst der Nächste?!

Am Montag, d. 08.09.2014 ca. 05:55 Uhr kollidierten auf der Auffahrt zur B4, Sondershausen/Bebra 2 PKW, ein Westfabrikat (was auch immer das war) und ein Wartburg 1.3 Tourist.
Das kann ich so genau zuordnen, da ich dort mit dem Bus einmal 05:52 und einmal 05:58 lang fuhr und außerdem Freund ostdeutscher Fahrzeuge bin.

Das Westfabrikat schien von der B4 gekommen zu sein und stand auch wieder in der Zufahrt zur B4, hat also die Kreuzung und das Schild „Vorfahrt gewähren!“ überfahren. Der Wartburg stand schräg im stark beschädigten Zustand auf der Brücke, auf der ganzen Straßenbreite lagen Glassplitter und Fahrzeugteile.

Als ich diese Stelle wieder befuhr – auf dem Weg Richtung Kleinberndten – war die Unfallstelle noch nicht abgesichert, es war niemand weiter da außer die beiden Fahrzeugführer. Ich hielt an, schaltete die Warnblinkanlage ein und musste ab dann zusehen, wie sämtliche PKW-Fahrer – egal aus welcher Richtung kommend – ohne auch nur den Gedanken zu verschwenden, anzuhalten, an der Unfallstelle vorbei fuhren.
Auf der ganzen Kreuzung lagen Glassplitter, die durch die vorbeifahrenden PKW flogen wie von einer frisch gesplitteten Straße.
Wo sind wir denn angekommen? Denkt denn keiner mal drüber nach, dass JEDER in eine Situation kommen kann, in der er oder sie Hilfe benötigt?
Zumal ich mit dem Bus dabei stand – es hätten durchaus auch mehr verletzet Personen sein können – wurde teils nichtmal die Geschwindigkeit reduziert, wenn, dann nur zum gaffen. Zum Fotografieren war es glücklicherweise noch zu dunkel.

Ich wünsche den Fahrern gute Besserung und dem Wartburgfahrer biete ich auf diesem Wege an, sich bei mir zu melden – unter Trabant- und Wartburgfahrern gibt es sie noch, die gegenseitige Hilfe.

Toni Bernsdorf
Keula"

Der Wartburg ist nicht zu retten, Fahrertür und B-Säule krumm, hintere Tür, C-Säule und alles danach richtig schlimm kaputt, das ganze Heck weit zur Beifahrerseite verschoben, rechts gegen die Brückenübliche Bordsteinkante geschoben und dabei den Schräglenker hinten verbogen oder abgebrochen, Rad stand extrem schief. Vorn verbogen oder was gebrochen, Positiver Sturz von ca. 20° Das tat richtig weh beim angucken.
Den Fahrer kenne ich flüchtig, hatte den Wabu komplett restauriert. Schuldfrage war für mich eindeutig, dazu äußere ich mich aber nicht weiter.

DUOcalle601

Beiträge: 2.038
Registriert am: 09.06.2006


da ich nicht bei war kann ich zu diesem Fall nix sagen aber Hilfe kann auch per Telefon geholt werden , dazu muss man nicht mal anhalten an der Unfallstelle.
Marlene

Beiträge: 1.083
Registriert am: 17.01.2007


Naja, es ist schon sinnvoll, an einer Unfallstelle langsam vorbeizufahren, wenn man erkennt, daß keine Hilfe (mehr) benötigt wird. Habe es auch schon erlebt, daß die ganze Straße voll unmotiviert rumstehender Autos war, das ist gefährlich und nützt niemandem. Das Problem ist halt, im richtigen Augenblick zu erkennen, daß und welche Hilfe gebraucht wird.
guidolenz123

Beiträge: 819
Registriert am: 31.12.2012


Es gibt und gab immer solche und solche.. nur gut ,dass es auch immer solche gibt..
So schlimm sind die Leute gar nicht.. das Ganze ist oftmals der Anonymität der zu großen Masse geschuldet. In Kleingruppen wird immer geholfen in Großverbänden eben weniger. Das liegt im menschl. Wesen (alles in der Gruppe über 25 Einheiten ist zuviel) und beruht auf der Überlebensfähigkeit von kleineren Gruppen. Kurz:
Das Tier Mensch kann nicht weit genug laufen ,um ein Gelände zu "besezten", dass es mehr als 25 Indiviuen ernähren kann.
Das mag man schlecht finden, ist aber so.
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


@Duo: Telefon ist ja gut und schön (damit kann man ja heutzutage quasi alles machen. Außer...). Nur: wie will jemand (sinnvollerweise) Hilfe rantelefonieren, wenn er sich vorher nicht überzeugt, ob und welche (z.B. medizinische) Hilfe benötigt wird, ob es Verletzte gibt etc. pp.. Im (selbst langsamen) Vorüberfahren m.E. kaum wirklich machbar.
framaus

Beiträge: 4.316
Registriert am: 05.05.2007


Wenn jeder an sich denkt,ist an jeden ausreichend gedacht .
Traurig aber Warzenschwein .
Christian K

Beiträge: 3.150
Registriert am: 27.04.2004


Also wenn da ein oder zwei schwer beschädigte Autos rumstehen, aber keine weiteren unbeschädigten Autos und Personen rumlaufen sehe, dann kann ich davon ausgehen, dass ich der erste bin, der an der Unfallstelle vorbeikommt und leiste dementsprechend Hilfe.
Aber wenn da schon ein Haufen Leute rumstehen, teilweise mit den Händen in den Taschen, was soll ich als Autofahrer Nummer 346 noch machen? Wenn jeder Autofahrer anhalten würde, wie "Toni" es wohl fordert, dann wäre irgendwann die Straße blockiert und die Rettungswagen kämen nicht mehr durch.
Saxonier

Beiträge: 3.515
Registriert am: 10.09.2000


ich halte grundsätzlich an,wenn noch keine profesionelle hilfe vor ort ist.ich hab auch zwei sanikästen im auto,einer zum vorzeigen bei verkehrskontrollen und ein zweiter mit wirklich sinnvollen dingen drin.gott sei dank noch nie gebraucht,seit er im auto liegt

[Bearbeitet von Saxonier (09-09-2014 - 20:27)]

Elfriedewilli

Beiträge: 1.918
Registriert am: 09.03.2005


Sehe ich genauso wie @Christian K.

Bei meinen 60.000 Km Wochenendpendelei sehe ich sehr, sehr viele Unfälle.

Gerade auf der A38 sehr oft die immer wieder gerne genommene Variante, wo PKW die mit hoher Geschwindigkeit in den Acker geflogen sind.

Stehen die Leute mit dem Handy am Ohr in der Gegend rum und die Autos sind leer, sehe ich zu, schnell weg zukommen bevor die BAB dicht ist wegen Gaffer und Bergungsarbeiten.

Das Zenario höre ich mir dann eine halbe Stunde später auf SAW an ...............

Toni

Beiträge: 5.932
Registriert am: 23.10.2005


In "meinem" Fall stand aber niemand weiter da, außer 2 stark beschädigte Autos und mein Bus mit Warnblinke.
Wenn da noch 1-2 andere Autos und weitere Personen zu sehen gewesen wären, hätte ich auch nicht angehalten, wäre aber zumindest langsam dran vorbei gefahren, um niemanden zu gefährden.

Ich merke schon, falsches Forum hier für so ein Thema...

Seite: 1 2 Nächste Seite »

Springe zu:

Impressum | Datenschutz