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Autor Thema: Heidenauer Winterreifen
Gunnar

Beiträge: 923
Registriert am: 28.05.2004


Hallo!

Anfang Dezember hab ich, sozusagen als vorweihnachtliches Weihnachtsgeschenk, einen Satz Heidenauer Winterreifen geschenkt bekommen. Diesbezüglich möchte ich hier einen kleinen Erfahrungsbericht abgeben.
Zunächst einmal war ich allgemein positiv überrascht von den Reifen, denn den hier im Forum veröffentlichten Texten zufolge müssten die Dinger ja Teufelszeug sein, was wahrscheinlich hauptsächlich damit zusammenhängt, daß hier immer über Reifen aus DDR-Produktion berichtet wurde. Die neuen Reifen haben aber schön weichen Gummi. Nun aber zu den Fahreigenschaften:
1) Das vielbeschriebene Abrollgeräusch hält sich in Grenzen. Sein Maximum erreicht es bei ca. 50km/h (etwa Motorleerlauflautstärke), danach nimmt es wieder ab.
2) Auf trockener und nasser Fahrbahn sind die Fahreigenschaften wesentlich besser als bisher hier beschrieben. Ich bin also auch in Kurven nie ins Rutschen gekommen, obwohl ich nie langsamer gefahren bin als mit meinen alten Radial-Winterreifen. Auch die Spurtreue ist gut.
3) Nun zu glatter und verschneiter Fahrbahn; da die Reifen ein ausgeprägtes V-Profil haben, kommt es meiner Meinung nach sehr darauf an, wie herum man die Reifen montiert. Ich habe die Reifen so montiert, daß, wenn man von oben draufschaut, die Spitze des V in Fahrtrichtung zeigt (so ist es auch in einer der letzten Ausgaben des WHIMS abgedruckt). Dadurch hab ich erreicht, daß die Reifen beim Bremsen selbst auf Glätte ganz ordentlich gegriffen haben. Gleichzeitig hab ich den Eindruck, daß die Reifen dadurch beim Anfahren relativ leicht durchdrehen. Trotzdessen greifen die Reifen aber selbst dann noch ganz gut. (Dazu ein kleines Beispiel: in unserem Ort haben wir eine Kreuzung, bei der die Nebenstraße im Kreuzungsbereich ziemlich steil verläuft. Häufig muß ich dort morgens anhalten. Im vorigen Jahr bin ich dort bei Glatteis mit Radial-Winterreifen nicht mehr vom Fleck gekommen, nicht einen Millimeter. Auch die Heidenauer haben letztens dort gewellert, als der gefallene Schnee nach dem Tauen wieder gefroren ist; trotzdem bin ich aber wieder losgekommen.)
Nun zur Kurven- und Seitenstabilität: grundsätzlich ist bei Glätte die Kurvenstabilität (in starken!!! Kurven)wesentlich höher, wenn man in der Kurve die Kupplung tritt. Beschleunigt oder bremst man, so wird der Lenkradius merkbar größer. Womit wir gleich beim Nächsten wären: bei Glätte untersteuern die Reifen relativ stark, d.h. bis etwa ein Drittel Lenkradumdrehung reagiert der Wagen relativ schwach. Lenkt man jedoch stärker, so reagiert der Wagen dann doch recht deutlich und kräftig, ohne jedoch, wohlgemerkt, im Heckbereich zu rutschen (sofern man nicht um die Kurven rast) (hab ich heute extra nochmal ausgiebig ausprobiert, um selbst mit den Reifen vertrauter zu werden).
4) Nun zur Seitenwindempfindlichkeit: auf trockener und feuchter Fahrbahn laufen die Reifen auch bei Seitenwind treu in der Spur. Bei Glatteis und Schnee ist der Wind dann schon deutlicher zu spüren, d.h. man muß relativ stark gegenlenken (von Radialreifen kennt man das nicht in dem Maß) und öfters korrigieren. Insgesamt bin ich aber bisher immer in der Spur geblieben bei Wind, selbst bei Glatteis; man muß eben nur stark genug gegenlenken.

Ärgerlich ist, daß die Reifen nicht wirklich Feinprofil haben. Mit Lamellen würden sich die Reifen sicherlich besser fahren; das will ich nicht verschweigen.

So, sollte ich irgendwas vergessen haben, so werdet ihr sicherlich noch nachfragen. Ich hoffe, daß irgendwer von meinen Erfahrungen profitieren kann.

Gruß
Gunnar

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Du hast sicherlich Recht mit Deiner Vermutung, daß die teilweise waffenscheinpflichtige Straßenlage der alten Ost-Winterreifen mit dem alten, knüppelharten Gummi zu tun hat. Dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, daß man mit modernen, weniger grobstolligen Winterreifen im normalen Alltags-Winterbetrieb besser/sicherer bedient ist (was z.B. das beschriebene Untersteuerverhalten angeht). Obendrein dürfte "aktuelle" Ware auch noch preiswerter sein. Den (mir sonst wichtigen) Originalitätsfaktor kann man in diesem Fall getrost aussen vor lassen, da sicherlich eher selten jemand seinen Kübel oder top-gepflegten Original-Trabant über winterliche Straßen jagen wird. Gedacht sind diese Reifen dann wohl letztenendes auch eher zur Bestückung originaler (Sommer-)Saison-Kübel.
das moss

Beiträge: 7.651
Registriert am: 20.03.2001


ich fahre gerade die 165 R13 M+S rundum im Test...... (nicht auf dem sommerkübel, sondern aufm Warti (wo sie original auch hingehören))

trockene Straße: ohne Mängel (analog anderen 165ern von Toyo oder Bridgestone)

nasse Straße: auch nicht schlechter...... normales ausbrechen in ähnlichen Geschwindigkeiten.....

Geräusch: wie ein flüchtender Panzer..... (wird wahrscheinlich nur noch getoppt wenn ich die Gleitschutzketten aufziehe )

Schnee: ist momentan noch im Test, wir haben erst 5 cm (heute nachmittags solls aber noch die einen oder anderen 10 cm geben.....)

auf festgefahrener/gefrorener arschglatter Oberfläche isses nicht so prall.... wie eigentlich bei allen anderen auch....

zur Referenz werde ich (sollte sich der Schneefall wirklich einstellen morgen auch nochmal den Hyco als Referenzfzg. rausholen....

(der Wartburg ist eh kein Schnee-Auto, da ist die Pappe klar besser)

in diesem Sinne: Gut Rutsch!

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


@Mossi:
Das mit dem Ausbrechen probierst Du gern und oft, gell? Ich erinnere mich an Anklam 2005, wo ein gewisser Chefjuror mit seinem Gerät die Flugplatzzufahrtskurve sportlich nahm, während ich als Gegenverkehr den 70er vorsichtshalber scharf rechts rangebremst habe...
das moss

Beiträge: 7.651
Registriert am: 20.03.2001


Resümee:

nachdem es auch hier mal richtig geschneit hat, kann ich mittlwerweile nach etlichen Testkilometern folgendes mitteilen:

Wartburg im Winter: realtiv enttäuschend.
Tiefer, lockerer Schnee: besser als erwartet, selbst schiebebetrieb (Auto schiebt Schnee vor sich her) ist möglich......

wenn aber der liebe Herrgott schlecht drauf ist, ist unter dem losen Schnee richtig festfahrere bzw. vereiste Schneedecke und dann ist Schluss.....
Da sind Achslastverteilung, Schwerpunkt, Einkuppeldrehzahl, Drehmomentkurve im unteren Bereich und Traktion bescheiden.... gemessen am Trabant.
(Einmal hätte ich für einen popeligen Berg mit 4% fast die schneeketten raufgemacht.... ) mit dem Luftdruck hätte ich noch wieter runtergehen können, hätte dann aber von Hand pumpen müssen --> kein Bock )
Daher werde ich für ungeplante Härtefälle mal die Schneeketten drin lassen......
(mal davon abgesehen, das die Heizung (alte Luftführung vor 1970) mit bescheiden noch sehr wohlwollend umschrieben ist.....

Der Hyco dagegen (mit Profiltiefe vergelichbaren 155/R13 M+S auf der Vorderachse bestückt) ist auf schnee (wieder mal) ein echter Genuß......
Trotz Hycomat (ich hätte gedacht ohne Kuppplungsschleifpunkt ist auf schnee bäh bäh) geht das richtig gut ab...... kein Vergleich mit dem Wartburg....
Mal davon abgesehen das die Heizung deutlich besser arbeitet.......

in diesem Sinne: Trabant + guter M+S --> sehr gute Allwetterbereifung für die wintermonate

PS: das die Traktion auf schlammigen/weichen Böden sowieso besser ist als die aller anderen Reifen nehme ich mal als Bonus in Kauf....

wilhelminus

Beiträge: 1.980
Registriert am: 28.06.2004


Oh ja, Anklam 2005 - ich dachte auch so: 'Hast Du das gerade richtig gesehen?!' - Mossi im Warti "driftend" auf der Zufahrt zum Flugplatz.
standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


So sieht er eben aus, der jugendliche Leichtsinn!
Ich fühle mich übrigens nach wie vor sowohl bei Schnee und Eis, als auch auf normaler/nasser Fahrbahn mit meinem profan -westwinterreiften Traber sicher wie in Abrahams Schoß...

[Bearbeitet von standard (07-01-2006 - 15:50)]

 

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