Das TRABI Diskussionsforum ARCHIV


Suche:
 
Autor Thema: Hauptbremszylinder reparieren mit Neuerer-Vorschlag
Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Folgendes hatte ich schon mal veröffentlicht:

Hier wäre erstmal eine Reparatur-Anleitung des 2-Kreis-HBZ Trabant (ab Seite 5) zur Ansicht oder zum Download
http://dokumente.ifa-vertrieb.de/anhangzweikreisbremse601.pdf

Wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht ist keine verbindliche Anleitung zur Reparatur eines Hauptbremszylinders. An diese Arbeit sollte man sich nur trauen, wenn man weiss, was man tut. Ein defekter Hauptbremszylinder kann den Totalausfall der Bremsanlage zur Folge haben!
Ich empfehle grundsätzlich den Kauf beim Fachhändler oder Regenerierung beim Fachbetrieb sowie Einbau in einer Fachwerkstatt. Die Bremsanlage ist ein sicherheitsrelevantes System!

Soweit zum offiziell notwendigen Hinweis.

Ich habe mich mal dem Barkas-HBZ gewidmet und den ausgebauten zerlegt (den ich vor Jahren beim Händler gekauft habe, Herkunft unbekannt, aber mit E4 für Niederlande gekennzeichnet. Der andere von Mallin hat übrigens E3 für Italien, trotzdem mit BHL gekennzeichnet.). Anschließend natürlich auch wieder zusammengebaut.

Im oben genannten Download ist alles gut beschrieben, ich fasse daher nur mal kurz zusammen:

1. Die 4 Anschlüsse (Schlauch- und Gewindestutzen) lösen, aber noch NICHT herausschrauben, sondern handfest angezogen lassen!
2. Den Metalldeckel auf der Stößelseite durch vorsichtiges aufbiegen der Laschen entfernen. Keine Bange, da kommt nichts federbelastetes herausgeschnappt, sofern man Punkt 1 beachtet.
3. Den Schlauchstutzen auf der Stößelseite herausschrauben und den Kolben (vor dem vorher der Metalldeckel saß) gegenhalten bzw. leicht eindrücken. Stutzen und Druckfeder entnehmen, Kolben leicht eindrücken und den HBZ drehen, damit die kleine Kugel aus dem Loch fallen kann. Die Kugel bildet den Anschlag für den Kolben und sobald diese entfernt ist, kommt der Kolben heraus.
4. Genauso mit dem hinteren Kolben und Schlauchstutzen vorgehen, aber unbedingt den Kolben nach hinten drücken und sichern (z.B. mit Rundeisen und Schraubzwinge). Ich hatte das vergessen und irgendwann kam der Kolben herausgeschossen.
5. Die anderen beiden Stutzen entfernen und alles reinigen und auf Beschädigung prüfen, ggf. Teile erneuern. Teile mit Radbremszylinderpaste versehen.
6. Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge. Den hinteren Kolben ganz hineindrücken und fixieren, die Kugel einlegen (sie gehört ins jeweils äußere Loch, nicht in die Mitte), Druckfeder einsetzen und Schlauchstutzen einschrauben. Jetzt muß der Kolben nach entfernen der Fixierung drin bleiben, wenn man alles richtig gemacht hat.
7. Mit dem vorderen Kolben genauso vorgehen, Metalldeckel anbringen und die beiden Gewindestutzen mit Druckfeder montieren. Fertig.

Die kleinen Bilder sind anklickbar zum vergrößern:

Im folgenden Bild links die alten, eingebauten Manschetten und rechts originale

***************************************************

Soweit zum alten Thema und jetzt zu meiner Idee:

Da ich in den letzten Jahren mehrfach HBZ´s (Wartburg, Barkas und jetzt auch am Kübel) wechseln musste, die an der Stößelseite undicht waren aber sonst noch hervorragend funktionierten, kam mir folgende Idee:

Warum nicht die äußerste Manschette - also Stößelseitig - genau anders herum einbauen? Eine Druckfunktion übt sie in der herkömmlichen Einbauweise nicht aus, sondern dient eher als Führung ohne weitere Funktion. Würde man sie um 180° verdreht einbauen, gäbe es eine zusätzliche Dichtfunktion und der höhere Aufwand zum betätigen wäre am Pedal kaum spürbar. Der Weg zurück durch die Federkraft ginge sogar leichter und einfacher.

Zur Verdeutlichung habe ich mal Fotomontagen gebastelt

Was meint ihr dazu? Soll ich es am grade ausgebauten Barkas-HBZ mal probieren? Der funktionierte hervorragend, suppte aber auch nach außen.

[Bearbeitet von Beppo (23-03-2019 - 20:19)]

Toni

Beiträge: 5.932
Registriert am: 23.10.2005


Tolle Anleitung!
Bei der Hinteren "verkehrtrum" verbauten Manschette denke ich mir, dass man damit verhindern will, dass Staub in den HBZ kommen kann. Drehst du die um, geht das bestimmt auch, allerdings denke ich, dass sich so Staubkörner in den HBZ einschmuggeln können, die dann da drin für Stimmung sorgen.

Meine Meinung dazu.

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Nette Sache, dies! Da man von Fa. M die letzten Jahre zunehmend durchwachsen bis schlecht hören und lesen mußte, werden wir über kurz oder lang um dieses Do-ist-yourself eh kum noch herumkommen. Bei RBZ klappt das ja erf.gemäß auch problemlos, HBZ ist eben die eine oder andere Nr. ´größer´/komplexer - aber sicherlich auch kein wirkliches Hexenwerk.
Dein Gedanke mit der ´doppelten Sicherheit´ via gedrehter hinterer Manschette hat durchaus was - womöglich sollte man sich dann Gedanken um eine bessere (Staub)Abdichtung der Stößelseite machen - evtl. könnte ja z.B. die Manschette vom Schwanenhals des Getriebes raufpassen (mit verschlossenem Lüftungsloch), sicherlich findet sich da aber noch was deutlich besser passendes/dichtendes.

[Bearbeitet von standard (24-04-2016 - 21:36)]

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Machen wir uns nichts vor:
Firma M. wird, wenn kein Nachfolger in den Startlöchern steht, über kurz oder lang nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Chef ist jenseits der 80, der Sohn bereits verstorben und der Mitarbeiter ebenfalls schon im Rentenalter.

Das Problem wird zukünftig auch nicht so sehr das Honen sein (das kann nahezu jeder Mechanikbetrieb) sondern die Verfügbarkeit von Manschetten. Dort wird es früher oder später problematisch...

das moss

Beiträge: 7.651
Registriert am: 20.03.2001


Das mit dem Hohnen ist technologisch eher undramatisch....

Bohren, dazu passende Kolben und nicht überalteterte Manschetten sind da eine ganz andere Herausforderung...m

Rex

Beiträge: 1.449
Registriert am: 29.11.2000


Ich finde Standards Idee mit dem Gummibalg vom Getriebe (oder ähnlichem) ganz gut.
Vielleicht gibt es aber auch irgendwo auf dieser Welt von irgend einem Fahrzeug/ Maschine oder sonstwas auch eine doppelseitige Dichtmanschette. Es gibt doch eigentlich nichts, was es nicht gibt.
Toni

Beiträge: 5.932
Registriert am: 23.10.2005


Wie wärs mit dem Wartburg Originalteil? Leider reißen die zu gern unbemerkt...
Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Ich halte Dreck von außen für das geringste Problem. Beim Trabi kommt aus dem Innenraum so gut wie garkein Dreck dorthin und bei Wartburg und Barkas sitzt ein Faltenbalg davor.
Außerdem sitzt normalerweise stößelseitig hinter dem Blechdeckel noch ein Lochgummi, durch den grade mal der Stößel durchpasst. Im folgenden Foto oben zu sehen

Die Teildemontage des Barkas-HBZ ergab heute dieses Ergebnis

und scheinbar ist der Kolben so konstruiert, dass sich die äußere Manschette in die Nut klemmt und wirklich nur als Führung dient.


Eingebaut habe ich die Sache mit einer neuen Alternativ-Manschette "Kautasit" in diesem Zustand

und ob das funktioniert, weiss ich auch nicht. In naher Zukunft werde ich das wohl auch nicht testen, es sei denn, der jetzt eingebaute HBZ ist auch wieder undicht.

[Bearbeitet von Beppo (23-03-2019 - 20:20)]

phi

Beiträge: 2.760
Registriert am: 08.03.2000


quote:
Das Problem wird zukünftig auch nicht so sehr das Honen sein (das kann nahezu jeder Mechanikbetrieb) sondern die Verfügbarkeit von Manschetten. Dort wird es früher oder später problematisch...

Nö, das denke ich nicht.

Heute kann man Einzelstücke auch aus Elastomer spanend fertigen lassen. Das Dumme ist nur: Dem Material und Verfahren ist es egal, ob es in einen 3'000 oder 300'000 € teuren Oldie kommt.

Entweder spannen ein paar Leute zusammen und lassen nachproduzieren oder man sucht nach was anderem passenden. Werkstätten, die schon vor 30 Jahren existiert haben, sollen dem vernehmen nach noch Kataloge mit diversen Massen für solche Manschetten haben.

Es gibt übrigens diverse Leute ausserhalb Deutschland, die Teile für IFA-Fahrzeuge herstellen lassen (z.B. Achiel Olbrechts in Belgien).

Und auch in Deutschland gibt es diverse Hersteller, die komplett neu produzierte Ware im Programm haben. Der Durchschnittskunde ist auch bereit, etwas mehr zu bezahlen, weil die Fahrzeuge mittlerweile oft als Oldtimer betrachtet werden. Heutzutage kann man komplette HBZ als Neuteil bestellen. Hier wundere ich mich einfach, dass man als Trabantfahrer ca. 60 EUR bezahlt, während ein 2K-HBZ für einen Fiat 500 gerade mal etwas mehr als die Hälfte kostet...

Bei 30'000 zugelassenen Fahrzeugen ist definitiv ein Marktvolumen vorhanden, bei dem sich Nachproduktionen lohnen. Allerdings muss jemand bereit sein, das Geld in die Werkzeuge und alles drumherum zu investieren und 2. müssen die Leute den Betrag bezahlen können/wollen, von dem der Produzent und Hersteller leben können.

[Bearbeitet von phi (25-04-2016 - 21:21)]

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Wieder mal was neues:
Ich habe mir im Mai einige neue bzw. regenerierte Sachen von M. gegönnt und bin jetzt erst zum aufarbeiten gekommen. Dabei waren u.a. je 1 HBZ für Trabant und Wartburg und nachfolgendes trifft auf beide zu.

Beim demontieren fiel mir zuerst die Gelbverzinkung des langen Kolbens auf und dann die Manschetten. Hier Detailfoto´s, etwas vergrößert und leicht unscharf - aber erkennbar.

Die Manschetten scheinen am Innendurchmesser zu breit zu sein und stehen daher über, also der Rand ragt nach außen. Es ist auch nicht möglich, ihn in die Nut zu pressen. Ich hoffe sehr, M. weiß, was er macht und hat die Funktion getestet.

Hier Vergleichfoto´s des neuen Kolbens mit einem originalen Kolben, auf dem ich neue, derzeit handelsübliche Manschetten montiert habe. Man erkennt den Unterschied und sieht auch, dass der neue Kolben einen schmaleren Steg zwischen den Manschetten hat.


Am kurzen Kolben hat M. übrigens die selben neumodischen Manschetten montiert, dort passen sie aber besser und stehen nicht über. Würde bedeuten: Die Nuten am neuen langen Kolben sind zu schmal.

edit. wg. besserer Erklärung

[Bearbeitet von Beppo (23-03-2019 - 20:21)]

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Der Kupplungsgeberzylinder der hydraulischen Kupplung des Barkas ist der gleiche, wie der Einkreis-Hauptbremszylinder des Trabant und unterscheidet sich von diesem nur durch das fehlende Bodenventil am Ausgang.

An meinem Barkas gelang es aus unerklärlichem Grund nicht, das erforderliche Spiel am Ausrücklager einzustellen, weil das Lager immer wieder nachrückte. Durch lange Recherche wurde der entscheidende Tip im Barkasforum gefunden:
Es gibt im Geberzylinder (=Einkreis-HBZ) eine Ausgleichsbohrung (in den Bildern rechts, die kleine), welche den Druck zurück entweichen lässt. Diese Bohrung war komplett zugerostet und konnte nur durch bohren wieder hergestellt werden. Danach war das einstellen der Kupplung ein Kinderspiel.

Sollte also beim Trabant mit 1Kreis-HBZ mal das Problem einer nicht wieder öffnenden Bremse bestehen, könnte es genau daran liegen.

Der Geberzylinder stammte übrigens vom Regenerierungs-Fachbetrieb.

DerAlltagsfahrer

Beiträge: 604
Registriert am: 26.01.2014


Bevor ich jetzt was neues aufmache: Handelt es sich hierbei um den Fehler, den der Beppo am Anfang dieses Themas erleutert?

https://youtu.be/Qh0dXDV3zuw

PS: Ist 'ne Zweikreisbremsanlage. Neuer HBZ, oder Reparatur?

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


So ist es. Mindestens die beiden hinteren Manschetten sind undicht und dadurch kommt die "Suppe" nach hinten raus. Die Bremse kann deswegen aber durchaus noch gut funktionieren.

Ob sich die Rep. lohnt kann man erst sagen, wenn man das Innere des HBZ gesehen hat. Dort darf an den Stellen, an denen sich die Manschetten bewegen, kein Rost oder narbige Stellen sein. Reparatursätze für den Trabant-HBZ gibt es bei den einschlägigen Händlern zu kaufen und das reparieren ist kein Hexenwerk. Also einfach mal ausprobieren.

PS: Nach wie vor gilt aber mein Hinweis in rotem Text vom Anfang dieses Thema´s.

DerAlltagsfahrer

Beiträge: 604
Registriert am: 26.01.2014


Natürlich. Deswegen würde ich sowieso vermtl. einen neuen HBZ kaufen.

Die Bremsanlage muss im Ganzen sowieso jetzt gemacht werden. Hinten ist von der Kilometerlaufleistung noch alles in Ordnung, aber vorne sind jetzt neue Beläge fällig. Also kann man, wenn man eh' schonmal dran ist gleich 'nen neuen HBZ mit einbauen.

Ob der Innen noch in Ordnung ist kann ich nicht sagen. Manchmal verliert er Druck am Pedal, und manchmal nicht. Also Manchmal an der Ampel merkt man halt: "So man hält fest, Pedal wurde 3cm Getreten, nach der Rotphase merkt man, dass das Pedal aber wesentlich weiter weider rauskommt, weil es in der zwischenzeit schleichend nach hinten gewandert ist. Entlüftet wurde die Geschichte schon. könnte aber auch ein Radbremszylinder sein. Ich habe hier keinen Abzieher, kann also nicht nachsehen. Muss erst warten, bis ich bei Bekannten bin.

Beppo

Beiträge: 12.828
Registriert am: 01.10.2000


Dieses schleichende durchtreten des Pedals kenne ich. Ich wollte mal am gut bremsenden W353 testen, wann das Bremslicht angeht und habe das Bremspedal gaaaaaanz langsam getreten. Irgendwann war ich am Bodenblech angelangt....
Beim langsamen treten strömt die Breflü einfach an den ermüdeten Manschetten außen vorbei, während beim beherzten treten durch den Druck die Manschetten außen angedrückt werden.

Bei dir klingt es genau nach diesem Problem, was sich durch einen neuen Manschettensatz beseitigen lassen dürfte. Also neuen HBZ kaufen, einbauen und dann in aller Ruhe den alten aufmachen.

 

Springe zu:

Impressum | Datenschutz