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Autor Thema: Palast der Republik wird abgerissen!
601 Uncrowned

Beiträge: 4.632
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Wenigstens dürfen die ganzen Nazi-Bauten stehenbleiben ...

Nee, nee, der PdR musste DRINGEND weg! Die DDR war, wie ich mal hörte, "die schlimmere der beiden Diktaturen" (sic!).

Übrigens noch eine schöne Anekdote am Rande: Der Bauleiter des Bereiches Boden hat sich wenigstens noch verschiedene Bodenplatten und Fenster mitgenommen - für seinen Garten und den Carport in der Lausitz

limokombi

Beiträge: 1.050
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"Wenigstens dürfen die ganzen Nazi-Bauten stehenbleiben ..."

DIE durften aber auch zu DDR-Zeiten stehenbleiben. So wurde zum Beispiel der große Gebäudekomplex des Luftgaukommandos IV in Dresden (von Prof. Wilhelm Kreis geschaffen), als eines der ersten Gebäude nach dem Krieg in Dresden wieder original (!) rekonstruiert und für den sächsischen (Schein)Landtag genutzt. Heute wird das Gebäude von der Bundeswehr als Kreiswehrersatzamt Wehrbezirk Dresden genutzt, sehr schöner Komplex und vollständig erhalten, bis hin zu den riesigen Gängen, Kaminen und großen Räumen, kann mich noch gut an die Musterung erinnern...

Funktional wertvolle NS-Bauten wurden in der DDR nicht abgerissen, man hat sich mit Schlössern und Kirchen begnügt...

Bei aller Trauer über den Abriß - die auch ich teile - gibt es doch zumindestens auch einige Lichtblicke. Bei uns in Dresden wurden erst vor kurzem über 20 historisch wertvolle Gebäude aus der DDR-Zeit unter Denkmalschutz gestellt, so z. B. das Rundkino, welches bald auch wieder als "richtiges" Kino genutzt werden soll. Der Kulturpalast wird auch erhalten, wenn auch etwas umgebaut (keine gute Lösung für die Kunstmusik der Philharmonie)...

[Bearbeitet von limokombi (29-11-2008 - 14:08)]

standard

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Genug aus dieser Epoche ist bei Euch aber auch bereits verschwunden, oder?
Sinn oder Unsinn eines Erhalts, Nutzungsmöglichkeiten etc. spielten bei der Entscheidung (also dem Todesurteil) über den PdR keinerlei Rolle - das war und ist ein reines Politikum.
Wenn man sich nun von offizieller Seite hinstellt und die spreeseitig geplante, moderne Glasfassade "auch als Reminiszenz an den PdR" bezeichnet, dann kann man darüber eigentlich nur lachen. - Oder könnte, wenn es nicht ebenso dumm wie traurig wäre...

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11371809/1280932/?reihe=1&blockid=9383665
Übrigens war auch hier (wie in dem dazugehörigen, ausführlichen Zeitungsartikel) KEINE Rede von den mittlerweile entstandenen Abrisskosten...

[Bearbeitet von standard (29-11-2008 - 17:03)]

Whysker

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Die Abrisskosten lagen nach "offizieller" Verlautbarung drei bis viermal höher als geplant. Die inoffiziellen Kosten möchte man dann garnicht mehr wissen. Dafür hätte man den PdR mit Sicherheit Sanieren, Modernisieren und bis ans Ende der Tage Unterhalten können. Wenn es dann gewollt gewesen wäre.
Aber eine halbe Milliarde für ein Gebäude (Stadtschlossimitat), das niemand so richtig braucht oder auch möchte, ausser den ewig Gestrigen in der Regierung, die sind problemlos vorhanden.
Wer könnte da schon einen politischen Hintergrund erwarten?!

[Bearbeitet von Whysker (29-11-2008 - 19:27)]

Saxonier

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Ich will im januar zum musical nach berlin.das letzte mal war ich im zentrum 1989 zum pfingsttreffen der jugend.mal sehen,ob ich noch was erkenne
pwb601

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@uncrowned, "Selbst Wolfsburg heißt immer noch Wolfsburg!"

seh ich jetzt erst ... wolfsburg als flurname gab es in der region schon 700 jahre vor dem dritten reich, das hat überhaupt nichts damit zu tun.

vor dem krieg gab es dort einige gemeinden und dörfer, von denen einige (inklusive der siedlung wolfsburg, die es dort schon längst gab), per direktion 1938 zur stadt erhoben wurden (unter dem namen "stadt des kfd-wagens bei fallersleben"). nach dem krieg hat man den alten vorkriegs-namen wolfsburg einfach von einem der ehemaligen dörfer auf die ganze stadt übertragen und die alte nationalsozialistische bezeichnung abgeschafft.

wolfsburg ist also eher ein beispiel dafür, wie man das "alte regime" ganz schnell hat verschwinden lassen, aber sicher keins dafür, daß man "aus alten zeiten" etwas erhalten hätte.

601 Uncrowned

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@ pwb601: Interessant!
@ limokombi: Interessant!
Deluxe

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Die Mär um "Wolfsburg" existiert nur deshalb, weil sich A.H. im kleinen Kreis angeblich ganz gern "Wolf" nennen ließ...findige Hobby-Geschichtsdeuter haben daraus die Sage entwickelt, daß er der Stadt seinen "Kosenamen" verpaßt hat...
wolfi

Beiträge: 290
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Es heißt/hieß KdF: Kraft durch Freude!
Mein Vater war übrigens auch bei den KdF-Sparern, hatte die vollen 1000 Reichsmark einbezahlt. Ca. 1960 bekam er dafür 400 DM Nachlass auf einen Käfer, bar hätte es nur 150 DM oder so gegeben. So kam die Familie zum ersten Auto, was ich dann auch ab 1962 fahren durfte.
Ich muss aber zugeben, dass ich keine Käfer-Nostalgie empfinde, VW hätte damals schon ein moderneres Auto bauen können...
U_N_Bekannt

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Teile des PdR zieren übrigens schon seit langem die Zimmerdecken unserer Wohnung: Der Cousin eines guten Freundes eines ebenso guten Kumpels von uns war beim Bau dabei und aus dieser Quelle erhielten wir "übriggebliebene" Teile der dort verwendeten Spiegelfliesen. Goldstaub damals und nun bei uns in Verbindung mit Bordüre und passender Tapete Hingucker im Zentrum der Zimmerdecken. War ein klassischer Fall von "Aus unseren Betrieben lässt sich noch viel mehr rausholen!
pwb601

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@wolfi, 1000? der kdf-wagen kostete 990 reichsmark - symbolische preisgestaltung eben der vergleich, den die sparer vor gericht seit 1948 erstritten haben, wurde übrigens 1961 geschlossen, und es gab 600 DM Nachlass oder 100 DM bar. ich könnte die literatur zu den zahlen noch raussuchen, wenn du magst

@deluxe interessant, wußt ich auch noch nicht

[Bearbeitet von pwb601 (29-11-2008 - 23:12)]

icke WES

Beiträge: 767
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@pwb601,

990,-- RM stimmt für den Grundpreis bei Abholung ab Werk.

Da der "KdF-Wagen aber nicht nach ausschließlicher Zahlung des Grundpreises, sondern erst, wenn auch der Betrag für die KFZ-Versicherung für ein Jahr hätte ausgeliefert werden sollen, war der Wagen von Wolfi's Vater mit den 1000,-- Mark noch nicht komplett bezahlt. Aber selbst, wenn er doch komplett mit Versicherung, Sonderausstattung, Zulassungs-, und Überführungskosten bezahlt war, ausgeliefert worden wäre er trotzdem nicht. Nach Fertigstellung des Volkswagenwerkes wurde es nur für die Kriegsproduktion genutzt. Nur wenige Fahrzeuge vom Typ 60, also dem KdF-Wagen, wurden bis 1945 gebaut und ausnahmslos an die Naziprominenz verteilt.

Erst 1946 begann die Produktion des Volkswagen typ 11, wie der Typ 60 nach dem Krieg hieß.

pwb601

Beiträge: 3.903
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stimmt, aber die steuer etc. wurde nicht mit angespart. gebaut wurden ziemlich genau 640 zivile wagen, die fast alle an ns-prominenz gingen, teilweise aber auch an "verdiente parteimitglieder", z.b. wurde einer an einen metzgermeister ausgeliefert usw. usw.

ende '45 beginn, aus restbeständen hauptsächlich vom 82E was zusammenzuschrauben, '46 auslieferung der ersten wagen (aber nicht in den verkauf, sondern an die britische militärbehörde), ab '48 beginn der serienproduktion, anfangs allerdings auch nur auf bezugsschein erhältlich, der von der militärkommandantur ausgestellt wurde (kann sein, daß das '49 schon wieder abgeschafft wurde, weiß ich grad nicht aus dem kopf ... )

wilhelminus

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Das war es nun:

http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5hP4Czx4T6bARYya2ehjzOOrpFD2Q

Beppo

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Vorhin brachte Gallileo auf Pro7 einen Beitrag über den Abriß. Der Beitrag war echt gut gemacht und vor allem mit altem Bild- und Filmmaterial ausgestattet. Da konnte man nochmal sehen, was für eine hochmoderne Technik im Palast steckte.
Leider isser nun vorbei mit dem Palast...
standard

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Interessant wäre nebenbei auch, wo denn all die Technik (z.B. die erst 88 installierte, damals hochmoderne Soundanlage des großen Saales) wohl abgeblieben sein mag...
Trabantfan

Beiträge: 754
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Die werkelt jetzt im Wohnzimmer vom Bauleiter...
standard

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Wahrscheinlich...
wolfi

Beiträge: 290
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Die New York Times findet den geplanten Neubau zu Ehren Humboldts auch schrecklich und zeigt Sympathie für den "Palace of the Republic":

http://www.nytimes.com/2009/01/01/arts/design/01abroad.html?pagewanted=1&_r=1&hp

standard

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Guter Artikel! ("a schloss-shaped mall"...)
NifiTrabant

Beiträge: 616
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http://forum.bauforum24.biz/forum/index.php?showtopic=11195

Hatten wir diesen Link schon? Ist zwar ziemlich Maschinenlastig aber sonst schöne Fotos.
Andreas

standard

Beiträge: 19.357
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Schonmal ein TV-Tip zum Thema für Dienstag:
dann kommt um 20.15 auf dem RBB eine (laut meiner TV-Zeitschrift zumindest) neue Doku unter dem Titel :
"Ein Palast und seine Republik".
(unter ähnlichem Titel - mit dem Zusatz "-so schön kann Sozialismus sein" gab es ja bereits eine Doku, zuletzt auf Phoenix. Mal sehen, ob die am Die dann tatsächlich "neu" ist...interessant sicherlich so oder so. )
601_at

Beiträge: 384
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Tja, politisch beeinflußte Architektur ist halt immer so eine Sache, egal aus welchem System. In Österreich würde man genauso am liebsten alle Bauten von 1938-45 abreißen, zumindest die politisch gefärbten Großbauten. In Ex-Jugoslawien gibts genau solche Streiteren, ich hab leider den Namen des Architekten vergessen, in WIen gibts gerade eine Ausstellung über ihn.

Moderne Technik aus den 80erjahren, völlig egal ob West, Ganznahost oder Fernost ist gerade im Veranstaltungsbereich schon wieder steinalt... also die wäre wohl auch bei der Sanierung eines westdeutschen Paradebaus aus den 80erjahren hochkantig rausgeflogen.

Whysker

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Nur mal so am Rande bemerkt, als ich mich wieder mal zu einem kleinen Stadtrundgang hinreissen ließ, stand ich so am Nikolaiviertel und schaute in Richtung Dom. Siehe da dachte ich, den Blick kennst du doch.
Den gab es so bis mitte der 70er Jahre.
Schön, dass ich das noch gesehen habe, bevor diese unsägliche Schlossimitation dort hinkommt.
standard

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Wer denkt, der Abrißwahn sei vorbei, der täuscht sich!
Während man in Potsdam sehr laut darüber nachdenkt, daß (verpachtete, aufwändig renovierte und sehr gut ausgelastete) ehemalige Interhotel mittelfristig abzureißen (verträgt sich wohl nicht mit der allmählich im Aufbau befindlichen Stadtschloßattrappe...), ist in Berlin allen Ernstes geplant, "die historische Innenstadt/das alte Berlin" wiederzuretortisieren - und dafür u.a. das Marx-Engels-Forum mit sämtlicher (Nachkriegs-) Bebauung kpl. niederzumachen.
So wird mal eben (u.a. Architektur-) Geschichte gelöscht...Geld scheint nach wie vor keinerlei Rolle zu spielen...
das moss

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Registriert am: 20.03.2001


Wir sind arm und sexy.....
Icke

Beiträge: 2.749
Registriert am: 19.09.2001


Wenn die Politik die Marx-Engelsche-Ökonomie missachtet, warum soll sie noch an dieser gedenken?

Wir sind im Arsch und bewegen uns in Richtung Dickdarm, dank hämorridialer Strukturen, bis noch nichtmal mehr Sch.... rauskommen kann.

Deluxe

Beiträge: 14.007
Registriert am: 13.12.2001


Das war nur eine Frage der Zeit...

Immerhin fehlt die Westflanke des Marx-Engels-Forums ja bereits - nämlich der PdR. Und damit bereits ein Teil der Symbolik des ganzen Ensembles.

Früher leuchtete hinter Marx und Engels der Palast des Volkes - heute nur noch die untergehende Sonne.

Das hat letztere übrigens mit der DDR gemeinsam:
Glutrot im Westen untergehen...

601 Uncrowned

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@ Standard: Echt? Oha! Dann spielt Geld wirklich gar keine Rolle mehr. Die Sanierung des "Kremls" hätte wohl etwa 75 Mio € gekostet, beim Schlossneubau ging man von 80 Mio € Neubaukosten aus. Mittlerweile liegen wir bei mindestens 120 Mio €!!! Wenn der Bedarf nun noch höher liegt, muss ich mich nicht wundern, warum ich in letzter Zeit dauernd so aus dem Auto geholt werde, als wenn der Andreas Baader doch noch nicht gefasst wurde ...

OT:
Am 06.06.09 findet übrigens eine große Demo zum Thema "Lebensräume statt Schlossträume" in der Potsdamer Innenstadt statt.
Initiator ist diesmal nicht wie üblich die Antifa, sondern jetzt hat sich wirklich einiges aufgestaut, nachdem die Stadt seit Monaten und Jahren mit einer Dreistigkeit Jugendeinrichtungen schließt, abreißt und an Ersatzobjekte nicht mal ansatzweise denkt, andererseits aber die dollsten Imagebauten hochgezogen und saniert werden.

standard

Beiträge: 19.357
Registriert am: 26.01.2002


Das mit den Jugendeinrichtungen ist mir auch schon zu Ohren gekommen... Hinterher wird dann wieder herumfabuliert, warum "die Jugend" so ist", sich z.B. an Buswartehäuschen versammelt und bei diesen dann mitunter gleich auch mal für "freien Durchzug" sorgt... Sowas kommt von was...
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