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Autor Thema: Schippen oder feiern, helfen oder rumeiern?
standard

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Es ging ja auch der Fall durch die Medien, wo eine westgermanische Feuerwehr, fix und fertig aufgerüstet (und offiziell an/-abgemeldet, mit abgesprochener Vertretung im E-Fall) abfahrtbereit war und gerade gen Osten abreisen wollte - als ein Regierungspräsident (bzw. ein von ihm gesandter Beamtenschimmel) die Abfahrt rigoros untersagte, auf irgendwelchen angebl. relevanten Vorschriften rumreitend. Zu sowas fällt einem - gerade in Anbetracht einer derart außergewöhnl. schlimmen Katastrophe - nix mehr ein...
framaus

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Wenn am Ende der Welt ein Erdbeben stattfindet,schickt D gleich Soforthilfe,egal was es kostet,aber vor der eigenen Haustür gelten andere Gesetze.
Für einen innerdeutschen Feuerwehreinsatz interessiert sich auch die Presse nicht so und darauf scheints irgendwie anzukommen.
Elfriedewilli

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@Gabriel, @Hegautrabi:

Keine Ahnung was da los ist, aber es ist schon komisch. Warum wird dort soviel Polizei benötigt?

Das ist die Meldung aus dem Live-Ticker:

Dienstag, 25.6., 10:00 Uhr: Unterstützung in Breitenhagen und Rosenburg

Der Leiter des Krisenstabs der Landesregierung informiert:
Der örtliche Krisenstab im Salzlandkreis wird den Bewohnern heute unter gewissen Voraussetzungen gestatten, in ihre Häuser zurückzukehren.
Die Menschen in Breitenhagen und Rosenburg und in den anliegenden betroffenen Orten werden bei der Rückkehr in ihre Häuser durch die Polizei in einer zusätzlichen Stärke am Dienstag und Mittwoch sowie einer Einsatzhundertschaft am Donnerstag unterstützt.
Gleichzeitig werden Kräfte des Technischen Hilfswerks in einer Stärke von ca. 30 Mann ab heute ebenfalls den Menschen zur Verfügung stehen.
Die Koordination des Einsatzes erfolgt durch den Katastrophenstab des Salzlandkreises.

Gabriel

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Ich lach mich tot... Einsatzhundertschaft...
Die Leute dürfen tagsüber endlich mal rein um etwas aus und aufzuräumen, da es frühestens ab Mittwoch Frischwasser gibt aber noch lange weder Strom noch Abwasserentsorgung, müssen alle Abends wieder raus. Trafostationen und Schöpfwerk sind kaputt, das dauert bis das wieder funktioniert. Aber so wie es aussieht, kann nun endlich angefangen werden. Zufahrt allerdings nur per Traktor oder LKW erlaubt. Momentan sind wir wieder am Sammeln, Reinigungsmittel, Desinfektionsmittel, alles für Reparatur und Renovierung etc. wird gebraucht, Kleidung ist zur Zeit erst mal genug in den Sammelstellen vorhanden. Wenn alles klappt und es sieht gut aus, so werden wir uns Montag auf den Weg machen und bis Donnerstag bleiben (mein Wochenende sinnvoll nutzen ) Irgendwie lässt uns das alles keine Ruhe mehr... Klar es gibt so viele betroffene Orte und Menschen, aber gerade das Schicksal von Breitenhagen geht uns besonders nah.
Hegautrabi

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Schicke mir mal deine Bankverbindung.
Hegautrabi

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Hallo Gabriel, ich habe dir einen weiteren Hunni überwiesen, mein Chef fand die Idee auch gut und hat sich nicht lumpen lassen!
Gabriel

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Werden wir mit Freude in Eurem Namen übergeben den Anhänger haben wir heute morgen auch geholt, ist nun doch der Große geworden, aber bei denen vielen Sachen die wir mitnehmen dürfen, da brauchts schon Platz, muss nur aufpassen, das ich nicht überlade. Haben auch viele haltbare Lebensmittel bekommen und Tierfutter, Hygieneartikel usw. Schön, das es so viele hilfsbereite Menschen gibt.
Gabriel

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Heute morgen waren wir laden, was da alles zusammengekommen ist, wahnsinn. Man kann gar nicht oft genug Danke an alle Spender sagen, egal ob es nun paar Kleinigkeiten waren, oder größere Mengen. Auch die ganzen Geldspenden werden unheimlich helfen, das die Leute genau das beschaffen können, was sie nötig brauchen. Drum vielen Dank nochmal an Dich Steffen und an Deinen Chef. Das gibt mittlerweile einen gut gefüllten Umschlag, denn aus dem Bekanntenkreis haben wir auch noch zum Mitnehmen bekommen. Viele Lebensmittel waren es heut auch nochmal und selbst Tiernahrung dürfen wir mitnehmen. Am Montag bevor wir aufbrechen gehts noch kurz auf die Waage, nicht das wir noch Probs wegen eventuellem Überladen haben, der Anhänger verleitet doch schon dazu und man verschätzt sich vielleicht...

gesp.jpg

Tiernahrungs-Eckert hat wie selbstverständlich reichlich Futter abgegeben, paar Sack sind schon verladen
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Hegautrabi

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Erzähl mal, Gabriel, wie war euer Einsatz?
Gabriel

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Bitte nicht bös sein, das ich mich jetzt erst melde, aber wir haben das gesehene und erlebte erst mal bissle sacken lassen müssen, zudem hab ich seit Freitag schon wieder Frühschicht.
Wir sind am Montagmorgen etwa 9Uhr aufgebrochen und erst mal mit dem Anhänger sicherheitshalber auf die Waage, bei 1484kg ist der Zeiger stehen geblieben, sprich wir hatten eine knappe Tonne an Hilfsgütern dabei. Angekommen sind wir kurz nach 22Uhr, geschuldet der öfteren Fahrerwechsel, hab ja Nachtschicht gehabt und im Auto unterwegs schlafen... war froh das Silvia mich ablösen konnte. Zuletzt haben wir ne knappe Stunde direkt vorm Ziel verloren, mußßte nen Kilometer rückwärts fahren, da ne Straße ganz frisch geschlitzt wurde und von den Breitenhagenern keiner davon wußte. Umdrehen nicht möglich da rechts und links immer noch Wasser war und ich nicht abhängen wollte, wenn 1,5 Tonnen abgehen und im Wasser/Schlamm stecken... Prost Mahlzeit. Die Mücken waren der Horror, das waren die Einzigen, die sich wohlgefühlt haben. Ein Gestank herrscht dort vor, abartig. Am Dienstag konnten wir uns dann im Hellen ein Bild machen, im ganzen Ort sind nur 3 Häuser nicht betroffen, zum einen ein eh baufälliges unbewohntes Haus, genannt "Hexenhäuschen" dann der renovierungsbedürftige leerstehende Kindergarten und das Haus vom Heimatverein/Jugendclub, dort ist das Wasser direkt vorm Eingang stehen geblieben und nicht mehr über die Schwelle. Der Rest vom Ort ist teilweise bis zu 2m unter Wasser gestanden. Eine absolute Schweinerei waren manche "Spender" Ein Hotel hat bei Nacht und Nebel 64 Betten für die Helfer und Betroffenen bringen lassen, die hatten sich neu eingerichtet... Ansich toll und ihnen wurde überschwenglich gedankt... bis man im Hellen gesehen hatte, alle Betten waren total versifft und wenn man mit dem Finger am Stoff vorbei gestriffen ist, ist alles eingerissen, so wird man auch seinen Scheiß umsonst los (Verzeihung für meine Wortwahl) und dann waren da noch manche "edle" Kleiderspender, Hemden mit Schweißrändern, vollgesch... Unterwäsche und auch sonst viel ungewaschene Kleidung, die schon aus den Säcken gestunken hat. Ich versteh das einfach nicht, wie man sowas den Menschen antun kann. Aber dies war und ist ja ein deutschlandweites Problem, da gibts sogar eine Reportage aus Deggendorf. Dann waren da auch noch diverse Plünderungen in der Zeit des Betretungsverbotes und das waren nicht nur Fremde (gibt Fotos dazu) und der Spritklau bei der holländischen Pumpenanlage (die Diebe hier wurden zum Glück erwischt) und bei der Feuerwehr!!!! mittlerweile patroullieren Tag und Nacht viele Streifenwagen im Ort, seit dem ist es ruhiger geworden. Zum Glück ist die Mehrzahl der Helfer und Spender von der guten Sorte und die Hilfe war und ist bitter nötig. Ich habe sowas noch nie gesehen, an jedem Haus wo wir vorbei sind standen Türen und Fenster offen, überall die Notstromer und Bohrhämmer zu hören. Mittlerweile ist wenigstens wieder fast überall der Strom vorhanden, das Abwassersystem läuft leidlig und Frischwasser ist auch wieder vorhanden, allerdings darf es immer noch nicht getrunken werden. Wir selber haben geholfen beim Aus- und Aufräumen, beim Saubermachen und haben total nasse moderige Holzdielen und Balken rausgerissen, weil sich in vielen Häusern der Boden gesenkt hat, kein Wunder, wenn wochenlang das Wasser drin steht. Bis hier wieder normalität eintritt, das geht noch ewig und ca 25-30 Familien denken ernsthaft daran, Breitenhagen zu verlassen. Viele werden aber weitermachen und ihren Heimatort nicht aufgeben. Wir wurden sehr sehr freundlich im Ort empfangen, viele erinnerten sich noch an mich und waren platt, das ich wieder hingefahren bin, sie lassen auch liebe Grüße an dich Steffen, Deinen Chef und an Andi ausrichten und lassen vielen Dank ausrichten, für Euer anpacken und Die Spenden (haben wir selbstverständlich in Eurem Namen abgegeben ) Am liebsten wollten sie uns dort behalten und eine Frau, mit der ich am Damm gestanden bin sagte, "na, da wirst doch noch ein Breitenhagener " Donnerstag sind wir dann mit genauso dem besch...eidenen Gefühl weggefahren wie am Sa den 8.6. Es war einfach viel viel zu kurz, es ist so viel zu tun, ich könnt noch so viel erzählen... Viele Bilder haben wir nicht gemacht, ein paar halt, uns war nicht danach. Aber ich habe eine CD mit Bildern mitgebracht, die ein Einwohner gemacht hat, der als Tierretter mit dem Boot durch den Ort gefahren ist, Er hatte das Wasser auch bis 10cm oberhalb vom Fensterbrett stehen und alles verloren, was im Erdgeschoß war. Trotzdem war und ist er für alle anderen da, managt mit seiner Frau und seinem Bruder die Spendenannahme, Ausgabe, kümmert sich um die Helfer, schläft deswegen im Qek vorm Heimatverein, das er immer ansprechbar ist. Wie gesagt, die Eindrücke sind so massig und das bewegt uns enorm. Ich frag mich immer wieder, wie das die Leute dort überhaupt aushalten können. Wir sind wieder in unser altes Leben zurückgefahren, aber alle Betroffenen, egal wo, die müssen weiter damit klarkommen. Einwas ist sicher, für uns wird das Helfen nicht vorbei sein, noch lange nicht. Nein wir sind keine "Heiligen" und ich finde nichts außergewöhnliches dran, was wir getan haben, es sind in ganz Deutschland viele viele Helfer und Spender unterwegs, klar, die Entfernung ist groß, aber wie ich schon zu paar Leuten gesagt hab, ich/wir haben schon so viel Geld für irgend nen Scheiß ausgegeben, da kann man auch mal was vernünftiges tun.
Nach 11Std Fahrt waren wir dann Donnerstagabend ca 21:30 wieder zu Hause

die Idylle trügt, überall verseuchtes Wasser auf den Feldern, es stinkt und Mückenplage
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das Schöpfwerk, wo wir Sandsäcke gestapelt haben und der Damm brach
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"Suppe und Seele" versorgt die Bewohner und Helfer mit Mittagessen
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ohne Worte
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Jochen`s Elternhaus
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die Garage
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so hoch stand das Wasser
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sein Elternhaus ist nur über diese "Straße" erreichbar
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der "Sommerdamm" war der zweite Damm der brach und viel zu spät mit Bigbags verschlossen
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[Bearbeitet von Gabriel (07-07-2013 - 10:54)]

Hegautrabi

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Bedrückend!
Die armen Leute!
Andi und ich werden nach dem Dachzelttreffen im September dort für einen Tag hinfahren.
standard

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Wirklich schlimm! Neben Feuer wohl der ´worst case´, welcher einem als Hausbesitzer/bewohner passieren kann...
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