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Autor Thema: Vorwärts (Abwärts) in die Transferunion
ingo

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http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,784826,00.html

Irgendwie war ja auch nichts anderes zu erwarten gewesen. Insofern ist das Urteil auch nicht die wirkliche Enttäuschung...

Was ich viel mehr deprimierend finde, dass die Bürger immer noch nicht verstanden haben, dass sie gerade von CDU, SPD, Grünen, FDP und der Linken verraten werden im Namen einer europagläubigen Ideologie. Anders als das der Michel nix kapiert hat lässt sich ja das Wahlergebnis in MeckPomm nicht interpretieren. Es ist einfach nur ewig das gleiche Spiel, mal gewinnt die SPD ein paar Stimmen, dann wieder die CDU und meist will die jeweilige Opposition ja noch mehr Kohle an die EU verschwenden.

Versteht denn keiner, dass die Summen um die es hier geht allen fehlen werden? Nicht nur Steuerzahler werden höhere Steuern zahlen dürfen, auch alle anderen in diesem Land werden deutlichen Verzicht üben müssen, wenn unsere Interessen so verkauft werden wie jetzt gerade!

Deluxe

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Viel mehr habe ich auch nicht erwartet.
Aber immerhin die bessere Einbeziehung des Parlaments wurde angemahnt. Das wurde ja völlig ausgehebelt im bisherigen Verfahren...bei dem am Parlament vorbei Summen in Höhe mehrerer Jahreshaushalte ins Nichts gepulvert wurden.
standard

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...was sich auch mit Bundestag kaum noch großartig ändern/rückgängig machen oder zukünftig verhindern lassen wird. Der Zug ist abgefahren und hat längst volle Fahrt aufgenommen...
Wohin die Reise eigentlich gehen soll (und wohl auch irgendwann demnächst gehen wird...), hat vorhin ein grünlicher Europaabgeordneter gucken lassen: "monetäre Vereinigung" - also (möglichst viel) Geld direkt unter europ. Verwaltung. Mir ist äußerst unwohl bei sowas - woher der größte Teil dieses Geldes kommen soll und wird, ist schließlich auch schon klar. Gleichzeitig diskutieren wir hierzulande offiziell über drohend steigende Altersarmut etc..
In Bezug auf das oben genannte Urteil habe ich rein gar nichts anderes erwartet - das stand wohl von vorn herein so fest (schon alleine deshalb, weil "die Finanzmärkte sonst sensibel reagieren könnten". - Die eigentliche (Welt)Regierung also...
ingo

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Für einen Europapolitiker ists ja auch egal, obs uns hier schlechter geht und den anderen dafür besser, der schwebt ja sowieso in Brüssel über den Dingen - das üble ist nur, dass die Leute, die von uns gewählt werden, nichts für uns tun, sondern offenbar lieber schonmal alle Weichen für einen netten Posten in Brüssel stellen...

So eine Aussage würde ich gerne mal von einem deutschen Politiker hören. Richard Sulik, slowakischer Parlamentspräsident:"
Ich bin nicht gewählt, damit ich von Brüssel oder anderen Regierungen gelobt werde, sondern damit ich die Interessen der Slowaken verteidige."

http://www.welt.de/wirtschaft/article13567671/Slowakei-Lasst-Griechenland-pleitegehen.html

http://www.faz.net/artikel/C30638/im-gespraech-richard-sulik-es-ist-pervers-hier-von-solidaritaet-zu-sprechen-30498277.html

limokombi

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Hier mal noch was Interessantes: http://www.youtube.com/watch?v=d6JKlbbvcu0&feature=related

Obgleich die Situation für den Normalbürger zunehmend nicht mehr überschaubar ist (was m. E. auch so gewollt ist), darf man es doch als sicher betrachten, das alle etablierten Parteien in Deutschland im "Ernstfall" bereit seien werden, die Interessen Deutschlands zu verraten. Mir macht das etwas Angst, und ich hoffe nur, das vernunftbegabte Politiker anderer Länder uns ggf. "mitretten" werden, z. B. durch den Gebrauch ihres Vetorechtes an der richtigen Stelle...

[Bearbeitet von limokombi (08-09-2011 - 14:23)]

Wurstblinker

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Deutschland hat wie kaum ein anderes Land vom Euro profitiert.
Dadurch dass wir bei hoher Produktivität die Löhne niedrig gehalten haben (zulasten der Menschen und unserer Binnennachfrage) haben wir eine geradezu parasitäre Stellung innerhalb der EU eingenommen. Man wird ja nicht "Exportweltmeister" weil das Fr. Merkel sagt, sondern in dem man immer mehr ausführt als einführt, also den anderen seine Waren günstig reindrückt, selbst aber nur wenig abnimmt (=wettbewerbsfähig ist).
Jedem muss einleuchten, dass das langfristig nicht funktionieren kann, das Ziel muss eine ausgeglichene Handelsbilanz zu unseren Hauptabnehmern und das sind die europ. Nachbarn, sein, bei dem jede Volkswirtschaft, die Waren exportiert auch Waren von seinen Nachbarn importieren muss, damit sich diese nicht immer mehr verschulden.
Durch die gemeinsame Währung können sich schwache Volkswirtschaften auch nicht einfach durch Abwertung ihrer Währung anpassen(unsere Exporte würden für sie dann teurer). Jetzt rächt sich, dass es keine gemeinsame europ. Wirtschafts- und Sozialpolitik gibt, die gegen diese Ungleichgewichte etwas unternehmen könnte.

Ein weiteres Grundproblem ist, dass sich die europ. Staaten nicht einfach bei der EZB zu einem günstigen Zins refinanzieren können, sondern dies über private Banken und den (jederzeit nach objektiven Kriterien beurteilenden und völlig ohne Herdentrieb und Spekulationsabsicht handelnden ) "Finanzmarkt" tun müssen. D.h. den Staaten, die ohnehin schon Probleme haben, werden auch noch irrwitzige Zinsaufschläge beschert, die sie noch weiter in die Bredouillie bringen. Würden sich die Staaten direkt bei der EZB refinanzieren, bräuchte man den ganzen Finanzzirkus nicht und das ständige Schielen der Politik auf die "Nervosität" der "Investoren" könnte komplett entfallen.

Kurzum, es ist notwendig, dass wir unseren europ. Nachbarn helfen, wir haben auch lange von ihnen profitiert. Wenn die Hütte "Euro" zusammenkracht, wären Jahre der europ. Integration verloren und auch wir "Exportweltmeister" müssten uns jemand Neues suchen, der unseren Kram kauft.

Wichtig wäre allerdings auch eine Unabhängigkeit von den "Märkten" zu erreichen, um die Spekulation auf die Pleite von Staaten zu unterbinden. Sonst wird das Ganze wirklich zu einem Fass ohne Boden, bei dem die Banken sich wieder mal schamlos bereichern. Es ist ja nicht so, dass das Geld für "die Griechen" dort über der Bevölkerung ausgeschüttet wird, sondern es wird als Zinsen an private Banken weitergereicht (wahrscheinlich auch an deutsche).

trabantini

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Danke - er hat's auf'n Punkt gebracht! Ja, die dt. Banken sind in Griechenland ganz dicke dabei. Und das eigentlich verwerfliche am Euro-Rettungschirm ist, dass - wenn er denn von einem Land in Anspruch genommen werden muss - öffentliche Gelder nahezu direkt in private Hände gegeben wird. Und das zeigt eigentlich den perversen Stand der Gesellschaft: es wird nichtmal mehr versucht zu verschleiern oder zu umgehen.
limokombi

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Das ist zum Teil natürlich durchaus wahr, aber auch etwas undifferenziert. "Wir" haben die anderen ja nicht gezwungen unseren "Rassel" zu kaufen! Wenn ein Land mehr importiert als es sich leisten kann, dann hat es seine Hausaufgaben wohl ja wohl auch nicht gemacht... Wir selbst dagegen können auch kaum noch mehr konsumieren, als wir dies ohnehin schon tun, schließlich brauche ich keine zweite Waschmaschine, kein drittes Auto (oder doch ) und kann auch nicht noch mehr essen und trinken.

Mittelfristig wird sich aber m. E. das derzeitige Wirtschaftssystem mit oder ohne ein paar "Reförmchen" nicht halten können. Die Wirtschaftsordnung der Zukunft wird schon allein aus ökologischen Gründen wegkommen müssen vom "immer mehr haben wollen".

standard

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..und vom allgemein üblichen "immer mehr, größer, schneller, teuerer..." - was streng betrachtet das Ende des Kapitalismus bedeuten würde, der bekanntlich nur mit ständigem Wachstum funktionieren soll...
Die Geschichte mit dem "vom Euro/der europ. Einigung am meisten profitierenden Deutschland" wird ja von der Politik in letzter Zeit nur allzu gerne und gebetsmühlenartig wiederholt. Es ist sicher auch etwas dran - aber ist´s die ganze Wahrheit? WER hat eigentlich am meisten profitiert, wenn pauschal von "Deutschland" die Rede ist? Tatsächlich wir ALLE oder doch mehr einzelne Personen/Firmen/Konzerne? Zahlen dürfen wir jedenfalls ggf. ALLE - und im Ernstfall äußerst kräftig:
http://www.focus.de/politik/deutschland/euro-krise-kabinett-beschliesst-milliarden-kredite_aid_507038.html
(kein "legendärer MAZ-Link", auf Wusch zweier einzelner Herren... )
Zumindest etwas fraglich, ob das, was "wir" seit Euro-Einführung profitiert haben (sollen), ggf. tatsächlich 123 Milliarden (!) Euronen PLUS X wert ist.
Außerdem meine ich gehört zu haben, daß wir beileibe nicht nur in die EU-Staaten exportieren - der Megamarkt liegt bekanntlich längst anderswo...
Murphy

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hatte Marx nicht schon niedergeschrieben, wer im Kapitalismus gewinnt?

Und wie das ganze funktioniert, wusste er auch schon. Daran hat sich nichts geändert. Nur der Lebensstandard, das Gesamtniveau gegenüber seiner Zeit hat sich angehoben. Die einen, das sind wir, sagen:" es geht uns so ganz gut, man kann damit leben"..... die anderen brauchen eigens Leute, die ihr Geld, sogar ihr Hab und Gut verwalten, weil sie es selbst kaum mehr überblicken.

ingo

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@Wurstblinker: Völlig widersprüchlich, was du da schreibst. EInerseits sollen wir vom Euro profitiert haben, andererseits hatten wir hier Reallohnverluste! Woher sollen die Milliarden für den Rettungsschirm denn kommen? Von uns...

Über deine tolle Theorie der Refinanzierung durch die EZB kann man wirklich nur Staunen - Arbeit wird in Zukunft völlig überflüssig sein, weil ja alles von der EZB kommt. Ein wirtschaftliches Perpetuum Mobile oder was?

Refinanzierung der Staaten durch die Notenbank ist einfach nur Geld drucken. Nichts aber auch gar nichts anderes. Ok, es spart Papier, das ist immerhin etwas. Das führt einfach zu Inflation. Wer kontrolliert denn die Staaten, wenn sie beliebige Summen von der EZB bekommen könnten? Ständig wird es weitere Wünsche von Politikern geben, wofür man Geld unbedingt und alternativlos benötigt. Die Inflation, die dann entsteht, ist nichts weiter als eine indirekte Besteuerung jedes Euros, den du verdienst und ausgiebst.

Wir haben niemanden gezwungen, unseren Kram zu kaufen. Wir haben auch niemanden gezwungen die unrealistisch billigen Zinsen auszunutzen um sich gnadenlos zu verschulden und dieses Geld zu verplempern.

Die Rettungspakete jetzt belohnen alle, die sich vor der Krise falsch verhalten haben. Die Banken, die Geld an Staaten verliehen haben, die schon zu hohe Schulden hatten und dafür gute Zinsen kassiert haben und die Griechen, die viel zulange eine extreme Vetternwirtschaft in ihrem Land geduldet haben.

Die Kritiker, die immer nur die bösen Banken vorschieben machen es sich etwas zu leicht. Die Staaten haben Wahlversprechen gekauft mit dem billigen Geld, was sie jahrelang von den Banken bekommen haben. Die normalen Griechen haben durchaus profitiert. Schließlich konnte der griechische Staat dank der hohen Schulden jahrelang problemlos einen riesigen öffentlichen Sektor finanzieren.
Natürlich muss man auch die Bankaktionäre in die Pflicht nehmen - Eine griechische Pleite tut das ganz automatisch. Bei Bankpleiten kann man im Rahmen des Insolvenzverfahrens die Altaktionäre sehr alt aussehen lassen...

Mag sein, dass ich ein eher pessimistisches Menschenbild habe, aber ich glaube, dass diese Belohnungen für völlig bescheuertes wirtschaftliches Verhalten sowas für die Zukunft eher fördern. Schau nach Italien. Kaum half die EZB durch direkte Refinanzierung des Staates, schon wurde das Sparpaket wieder verwässert und die Steuer für extreme Einkommen gestrichen... Moral Hazard vom feinsten. Wer glaubt, mit Rettungspaketen irgendwas zu retten, liegt massiv schief.

BTW. Wo wäre das Problem, wenn der Euro krachen würde. Wieso hängen für die Eurobeführworter eigentlich immer die gemeinsamen Grenzen und Werte am gemeinsamen Geld?

Ich sehe da irgendwie nichts, was ich nicht auch so haben könnte. Reisen konnte man auch vorher und im Urlaub zahle ich halt mit Plastikkarte und tausche nur wenig um. Vorteile gäbe es einige - Wir hätten mit eigener Wärung nie so gewaltige Exportüberschüsse gegen unsere europäischen Partner bekommen. Die Währungen gleichen solche Unterschiede viel wirksamer aus als Transferleistungen, die nur Ärger schaffen. Der Euro schafft Hass zwischen den europäischen Völkern! Er trennt statt zu verbinden.

ingo

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@Standard: Mitlerweile sind es doch schon knapp 250 Milliarden im dümmsten Fall...
Wurstblinker

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@ingo:
Nicht widersprüchlich sondern ungenau:
Mit "wir" meinte ich die dt. Volkswirtschaft (insb. Exportwirtschaft) insgesamt. Das bei den abhängig Beschäftigten nichts vom sog. "Aufschwung" angekommen ist (eher Reallohnverluste) schrieb ich ja. Aber die Konzerne machen ordentliche Gewinne.

Das es automatisch zu Inflation kommt bei Refinanzierung über die EZB ist nicht zwingend, sondern oft nur behauptet. Manchmal könnte ein wenig Inflation auch hilfreich sein, die Konjunktur anzukurbeln. Zu einer volkswirtschaftlich sinnvollen Politik gehört mehr als nur die Geldwertstabilität.

Ich bin wirklich der Letzte, der Schlendrian und Verschwendung gutheißt, aber jetzt so zu tun, als wäre das alles völlig unbekannt gewesen beim Eurobeitritt, ist Heuchelei. Wenn man die volkswirtschaftlichen Größen der Länder vergleicht, so ist GR nahezu unbedeutend. Es gibt durchaus Länder mit höherer Verschuldung pro BIP, die nicht von den völlig objektiv handelnden "Ratingagenturen" so runtergestuft wurden (z.B. Japan).
(Das waren übrigens die Gleichen, die zusammengebastelte Papiere aus Hypotheken von Arbeitslosen mit AAA+ bewertet hatten.)
Da aber die, die da raten (gern auch deutsch lesen) mit denen verbandelt sind, die dann die höheren Zinsen kassieren, kann ich hier schon einen deutlichen Interessenkonflikt sehen.

POSTKUGEL

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Beim ESM-Vertrag (@limokombi: danke fuer Deinen Verweis) laeuft es mir eiskalt den Ruecken runter. Irgendwie sehe ich da Parallelen zum "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich". Und der Bundestag wird diesem Ermaechtigungsgesetz so ueberwaeltigend zustimmen, wie seinerzeit der Reichstag - da bin ich mir ganz sicher.

Aber was soll man auch erwarten. Die Konstruktion der EU erinnert in einigen Punkten an den Rheinbund. Und dieser fand bekanntlich mit der Voelkerschlacht bei Leipzig sein Ende.

ingo

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@Wurstblinker: Es gibt auch andere Rechnungen, die sogar einen positiven Effekt auf die Exportwirtschaft verneinen.
Unsere Ausfuhren in nicht-EU Länder sind stärker gestiegen als in EU Länder. Des Weiteren hat der Boom in Südeuropa viel Geld aus Deutschland abfließen lassen, da es dort ja vermeintlich sicher und gut angelegt war. Hier wurde deshalb zuwenig investiert.

Und zudem, glaubst du, die Kosten des Rettungsschirms werden durch die deutsche Exportwirtschaft und Bankenlandschaft getragen?

Über die volkswirtschaftlich sinnvolle Geldpolitik kann man streiten - Inflation nützt immer den Schuldenmachern, nie den Sparern. Wenn man dem Wachstumskredo huldigt, benötigt man natürlich auch Inflation. Die USA haben sich im Prinzip mit deinem Rezept der direkten Refinanzierung saniert. Nach dem Krieg hat die US Notenbank die Zinsen der Staatsanleihen durch direkte Käufe bei 2,5% gefixt. Das führte zu Inflationsraten von fast 10% und natürlich auch dazu, dass die Schulden relativ zum BIB kräftig sanken. Aber jeder, der etwas gespart hat ist von solcher Politik veraten und verkauft. Nun ist in D die SParquote bedeutend höher als in anderen EU Staaten. Dort ist z.b. die Immobilienquote höher.
Eine Politik, die erhöhte Inflation zuläßt, verrät in D die eigene Bevölkerung. Für Spanien oder Italien ist es dagegen eine vielleicht sogar sinnvolle Politik. Nur gekettet an die gemeinsame Währung gibt es keine Möglichkeit, den Ausgleich über die Wechselkurse zu schaffen.

Die Probleme in GR waren natürlich bekannt, es wollte sie nur keiner der Europa-Euphoriker sehen.

Die Kritik gegenüber Banken und Ratingagenturen teile ich sicher auch, nur darf man eben nicht vergessen, dass auf der anderen Seite auch Politiker gesessen haben, die das Geld gerne genommen haben. Italien hatte durch den Euro 12 Jahre lang richtig niedrige Zinsen - Das Land hätte das dadurch gesparte Geld nutzen können, um seinen Schuldenstand zu senken. Aber irgendwie wurde die Kohle lieber verschwendet...

Warum sollen wir falsches Verhalten von Banken und Regierungen durch Rettung nachträglich gut heißen? Es wäre deutlich sinnvoller, nur die privaten Guthaben der eigene Banken zu garantieren und ansonsten den Dingen seinen Lauf zu lassen.

standard

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Das Problem ist und bleibt, daß es seitens der Politik anno 2008/9 bei der ersten `großen Finanzkrise` sträflich versäumt wurde, die Finanzhilfen zur Rettung diverser extrem verspekulierter Banken an harte Bedingungen zu knüpfen, die eine Wiederholung solcher Szenarien/das allgegenwärtige "Freidrehen" der Finanzmärkte zu vermeiden oder zumindest in vertretbare Bahnen zu lenken. Die Chance hätte m.E. seinerzeit bestanden - es wurde aber nur um den hei0en Brei herumgeredet. Was nicht weiter verwundert, wenn z.B. ein Herr Ackermann als willkommener "Chefberater" in der Berliner Waschmaschine (Kanzleramt) aus- und einging. Der hatte gewiss anderes im Sinn, als trotz allem höchstprofitable Finanzmärkte neu zu ordnen und dort gewisse Freiheiten auszugeben.

Mit den diversen Sparpaketen ist es nach Meinung einiger Exbärden übrigens auch eine ziemliche Krux - es besteht nämlich durchaus die Gefahr, daß die angeschlagenen Staaten (und nicht nur diese!) sich auf diese Art völlig "kaputtsparen". Wo nichts bzw. nur noch das allernötigste investiert wird, sieht es u.U. recht mau aus mit den "Selbstheilungskräften des Marktes". Auch bei (mit Sicherheit nötigen!) staatl. Einsparungen ist Augenmaß gefragt - mit der Sensenmethode wird man schlimmstenfalls genau das Gegenteil von dem erreichen, was eigentlich gewollt war.

standard

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Und wieder ein ziemlich spektakulärer Rücktritt bei der EZB:
http://www.stern.de/wirtschaft/versicherung/meldungen/deutscher-ezb-chefvolkswirt-stark-tritt-zurueck-1726116.html
Verlassen die Ratten bereits das sinkende Schiff?
POSTKUGEL

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Jetz meldet sich auch noch eine "Buergerrechtlerin" der ehem. DDR zu Wort: http://www.abgeordneten-check.de/artikel/649-vera-lengsfeld-hat-das-wort.html

PS: Wow, das haette ich Vera nicht mehr zugetraut. Aber offensichtlich hat sie doch nicht alle Ideale ueber Bord geworfen. Weiter so!

[Bearbeitet von POSTKUGEL (10-09-2011 - 13:04)]

POSTKUGEL

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Ach ja, wer sich fuer den geplanten ESM-Vertrag im Wortlaut interessiert, hier noch ein Verweis:

http://www.peter-bleser.de/upload/PDF-Listen/E-Mail-Info_Eurostabilisierung/Entwurf_Vertrag_ESM.pdf

Wie undemokratisch die Sache ist, erkennt man auch an der vorgesehenen "Bestellung des Gouverneursrates". Da schlaegt die Exekutive (die nationalen Regierungen) die Legislative (den Gouverneursrat) vor. Und dioe Kontrolleure werden von den Kontrollierten bestellt... Was war gleich nochmal Gewaltenteilung?

[Bearbeitet von POSTKUGEL (10-09-2011 - 13:59)]

ingo

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Ich muss sagen, ich bin das erste mal von der Vera Lengsfeld positiv überrascht - wobei sich das schon in die Erfahrung einordnet, dass die wenigen aufrechten Kritiker dieser Rettungspolitik leider aus CDU, CSU und FDP stammen. Kritik von seiten der Grünen oder der SPD? Fehlanzeige, denen geht das Retten noch zu langsam
Das ist jetzt keine Empfehlung für die genannten Parteien, da die Kritiker dort ja auch nur eine kleine Minderheit sind.

Nochmal eine kurzer Text aus Spiegel-Online über die Auswirkungen der direkten Staatsfinanzierung durch die EZB:
"
Ein langfristig niedrig gehaltenes Zinsniveau und Eingriffe auf dem Markt für Staatsanleihen gehören zum Instrumentenkasten der "finanziellen Repression", wie sie die US-Ökonomen Carmen Reinhard und Belen Sbrancia beschrieben haben: Finanzielle Repression ermöglicht es hoch verschuldeten Staaten, ihre Schuldenlast mit Hilfe real negativer Zinsen zu reduzieren. Liegt die Inflationsrate höher als das Zinsniveau, können Staaten ihre Schulden "weginflationieren", also durch Geldentwertung ihre Schuldenlast in den Griff bekommen. Anleihen-Guru Bill Gross nennt solche Maßnahmen "Taschendiebstahl".

Denn die Rechnung dafür zahlen die Sparer. Ihr Sparvermögen schrumpft, da die niedrigen Renditen vermeintlich "sicherer" Investments durch Inflation und Steuern mehr als aufgezehrt werden. Wollen Sparer dieser schleichenden Enteignung entgegenwirken, müssen sie höhere Risiken eingehen, also zum Beispiel ihre Aktienquote gegenüber Anleihen und Festgeld erhöhen.
...
Für Anleger eine schwierige Situation. Die Lage der Bundesregierung dagegen bleibt entspannt. Sie kann sich, ähnlich wie die US-Regierung, derzeit Geld praktisch zum Nulltarif leihen - und die real negativen Erträge ihrer inländischen Gläubiger besteuern.
"

limokombi

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"Kritik von seiten der Grünen oder der SPD? Fehlanzeige, denen geht das Retten noch zu langsam"

Ohne auch nur ansatzweise in den Verdacht geraten zu wollen, Linke, CDU oder gar FDP-Politik zu verteidigen, sehe ich dies doch genauso! Gerade den Grünen kann die Vernichtung des deutschen Nationalstaates (insofern davon überhaupt noch gesprochen werden kann) ja garnicht schnell genug gehen...

Wenn ich das "Gesicht" von "Frau" Roth und Co. nur sehe, kommen Phantasien auf, die ich nur meinen Grünpflanzen bei der sonntäglichen Gießrunde anzuvertrauen wage...

standard

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- hochhol - aus aktuellem Anlass:
(zitat Deli:]
"Viel mehr habe ich auch nicht erwartet.
Aber immerhin die bessere Einbeziehung des Parlaments wurde angemahnt. Das wurde ja völlig ausgehebelt im bisherigen Verfahren...bei dem am Parlament vorbei Summen in Höhe mehrerer Jahreshaushalte ins Nichts gepulvert wurden."

Nunja - jetzt hat der Bundestag also "mit satter Kanzlerinnenmehrheit" pro Rettungsschirm entschieden, also konkret für Deutschland die Übernahme von Bürgschaften in schier unvorstellbarer 211-Milliardenhöhe genehmigt.
Fühlt man sich damit nun tatsächlich besser? Ich irgendwie nicht... Und ich glaube auch kaum, daß es nun dabei bleiben wird.
- Man kann eigentlich nur HOFFEN, daß der ganze Wahnsinn doch noch ein halbwegs erträgliches Ende nimmt...
Fakt ist eines: (in Abwandlung des bekannten Baustellenwarnhinweises) :
"Kinder haften für ihre Eltern" (+ Kindeskinder und...)

[Bearbeitet von standard (30-09-2011 - 22:38)]

Marlene

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Ach Leute,
das sind doch bloß Zahlen auf Papier... Am Ende steht der paneuropäische Staatsbankrott und die Wiedereinführung der nationalen Währungen. Eine Einheitswährung für völlig unterschiedliche Volkswirtschaften hat noch nie dauerhaft funktioniert. Dafür war der Euro bislang erstaunlich haltbar.
Gruß,
M.
Zoni

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@Marlene:

sehe ich anders

Die Vereinigten Staaten sind aehnlich entstanden wie Europa.

Allerdings muss unbedingt an den Regeln fuer den Euro geschraubt werden, da gebe ich Euch recht.

Dennoch bin ich nachwievor ein Verfechter des Euro, nicht nur weil der Umtausch im Ausland wegfaellt.

Gerade wir deutschen haben nach Einfuehrung des Euros extrem vom europaeischen Handel profitiert, Untersuchungen sprechen von ca 10-15 Prozent mehr !

Auch der Export hat sich erhoeht, das bedeutete wieder Arbeitsplaetze in Deutschland.

Ausserdem identifiziert man sich durch die gemeinsame Waherung als Europaer, also auch eine Friedensbildende Massnahme.

Wer denkt, die Probleme durch einfuehren eine eigenen Waehrung zu loesen, denkt meines Erachtens zu kurzfristig und plakativ.

Ich bin und bleibe ein starker und gluehender Verfechtung des Euros

MichaH

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Zoni bringt es schön auf den Punkt. Wir bzw. exportstarke Länder haben profitiert. Damit konnte in D viel Geld erwirtschaftet werden, dass sich (bspw. die Griechen) von Banken leihen mussten. Dass Länder die bspw. hauptsächlich vom Tourismus leben wohl nie die Gegenwerte für ihre teurer werdenden Importe erwirtschaften können, muss auch klar gewesen sein.

Aber Regierungen lassen sich ja bekanntlich gern von der Wirtschaft ihre Ziele diktieren, also wen wundert die jetzige Entwicklung dann noch?

Den Irrsinn mit unterschiedlichen Zinssätzen für Staatsanleihen kann ich bis heute nicht nachvollziehen. Entweder ich bin ein Wirtschaftsraum und dann leiht sich jedes Mitglied zu den gleichen Konditionen sein Geld oder ich warte auf genau den Effekt den wir jetzt haben.

Daher bin ich jetzt gespannt ob man Lehren zieht und dann doch die Eurobonds kommen.

MichaH

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doppelt

[Bearbeitet von MichaH (01-10-2011 - 14:47)]

standard

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Dir ist aber dabei schon klar, daß wir/Deutschland dabei nochmals ordentlich draufzahlen würden? Denn auch unser Land ist kräftigst verschuldet - das sollte man bei allen Fingerzeigen in Richtung Griechenland/Italien/Portugal/Spanien etc.pp. nicht vergessen! Und es liegt wohl auf der hand, daß diese Verschuldung im Zuge der anstehenden "Rettungsmaßnahmen" (von denen übrigens keiner weiß, ob sie tatsächlich fruchten.....) kaum nenneswert abgebaut werden dürfte.
Unterm Strich hießen also die ebenso vielbeschworenen wie umstrittenen Eurobonds, daß Deutschland nicht nur den Löwenanteil der sogen. Rettungsmaßnahmen absichern/im E-Fall auch dafür gerade stehen müßte, sondern daß wir zum "Dank" auch noch mit höheren Zinsen bluten müßten. Was sich gewaltig läppern würde...
Das Thema "vom Euro profitiert" hatten wir hier auch schon mal - fraglich, wer denn tatsächlich am meisten und in des Wortes Sinne >profitiert< hat. Vmtl. kaum die, die jetzt für all den im Namen des Euro verzapften und teilw. haarsträubenden Unsinn den Kopf finaziell hinzuhalten haben. Jetzt und zukünftig, wohl über einige Generationen...

P.S.: ich persönlich war nie und bin auch nach wie vor kein "glühender Verfechter" des Euro - alleine schon wegen all der unverschämten Preiserhöhungen, die man uns im Zuge seiner Einführung aufgebrummt hat.
Wäre z.B. früher jemand tatsächlich auf die Idee gekommen, in einer ganz normalen Gastwirtschaft für ein genz normales Mittagsgericht runde 20 (oder eben auch deutl. mehr) DM auf den Tisch zu legen? Wohl kaum! Nur ein Beispiel von so vielen...

[Bearbeitet von standard (01-10-2011 - 21:11)]

trabifreak78

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....und was soll der Gastronom tun???
Der Preis für die Lebensmittel steigt stetig an, bleiben zwei Möglichkeiten, Fachpersonal entlassen,was sich negativ auf die Qualität der Speisen auswirkt, und Preise halten, oder die Preistseigerung weitergeben Personal somit behalten und die gewohnte Qualität an den Gast liefern
MichaH

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@standard: Also ich sehe die "Eurobonds" nicht als Weg aus der Miesere, fürchte aber, dass der Aktionismus ggf. noch dazu führen wird. Bzw. vermute ich, dass der beschlossene Rettungsschirm gerade diese Bonds verhindern soll, da sich alle beteiligten über die Folgen klar sind... eben auch die Schuldenmacher unserer Regierung.

Vermutlich hätten die Bonds mit der Währungsunion eingeführt werden müssen... aber den Zug hat man sicherlich bewusst "verpasst".

ingo

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Profitiert haben 10 Jahre lang vor allem die südeuropäischen Staaten, nicht etwa wir. Aufgrund der durch den Euro niedrigen Zinsen haben diese Länder einen gewaltigen Aufschwung hingelegt. Nur haben sie den nicht zum Schuldenabbau genutzt sondern, weil das Geld billig war, zur Schuldenerhöhung für den Konsum.
Die unterschiedlich hohen Zinsen, die wir aktuell haben sind nunmal reell - Ohne Hilfen ist Griechenland pleite und ohne harte Reformen ist Italien vermutlich an der selben Stelle... Würde hier jemand einem völlig unsicheren Schuldner Geld für einen Zinssatz leihen mit dem er die Kohle auch einem deutlich sichereren Schuldner leihen kann?

Eurobonds würden nur einen Verlierer kennen. Uns, die Niederlande, Finnland und Österreich. Wir würden mit höheren Zinsen bezahlen. Im besten Fall müssen alle hierzulande verzichten, ob nun durch höhere Steuern oder weniger Hartz Im schlechtesten Fall wohl nur die Schwachen...

Ehrlich gesagt, dieses ganze Europapathos hängt mir zum Hals heraus. Mich interessiert vor allem, wer trägt die Kosten dafür? Wenn für uns mehr Minus als Plus steht, fände ich es nur natürlich, das Experiment Euro zu beenden. Manchmal frage ich mich, ob uns ein gesunder, überlebenswichtiger Egoismus fehlt. Ein Egoismus, der sich nicht äußert wie in Vergangenen Zeiten, wo sinnlose Kriege geführt wurden, sondern einer, der im Rahmen einer friedlichen Weltordnung für uns das beste herausholt.

PS.: Nur weil wir mit unserem Nachbarn zollfrei handeln können, also ein Wirtschaftsraum sind, sind unterschiedliche Zinsen doch nichts seltsames? Wenn jemand völlig unseriös wirtschaftet zahlt er nunmal höhere Zinsen als derjenige, der besser mit dem Geld umgeht. Das wir auch nur der Einäugige unter den Blinden sind, steht auf einem anderen Blatt...

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